39 Tote pro Tor sind die harsche WM-Realität
n-tv
In zwei Monaten beginnt die Fußball-WM in Katar und noch immer herrschen Ausbeutung, Ängste der LGBTIQ+-Community und das Fehlen von Kompensationen für Gastarbeiter vor. Auf einem DFB-Kongress zum Thema Menschenrechte kommt es zu erstaunlichen Szenen - aber ist der Verband bereit für ein echtes Zeichen?
"Ich bin ein Mann und ich liebe andere Männer." Mit diesen Worten richtet sich Dario Minden, Vorstandsvorsitzender von "Unsere Kurve", als Vertreter vieler bundesweit organisierter Fußballfans beim DFB-Kongress für Menschenrechte am Montag direkt an Abdulla Mohammed al Thani, den Botschafter Katars in Deutschland. "Ich habe - seien Sie bitte nicht schockiert - Sex mit anderen Männern", fährt er fort. "Das ist normal. Gewöhnen Sie sich bitte daran, oder halten Sie sich fern vom Fußball. Denn die wichtigste Regel im Fußball lautet: Fußball ist für alle da."
In zwei Monaten findet die WM in Katar statt: Die Menschenrechtslage im Emirat am Golf ist weiterhin schlecht und der Schatten des Missbrauchs lastet schwer auf dem Turnier. Während Minden den Fokus auf Gefahren für die LGBTIQ+-Community vor Ort legt, bekräftigen Menschenrechtsorganisationen Forderungen nach signifikanten Entschädigungen für Arbeiterinnen und Arbeitern, die beim Bau der WM-Infrastruktur ums Leben kamen, verletzt, ausgebeutet, oder um ihren Lohn gebracht wurden. Auch der DFB will handeln - doch bleibt es bei Statements oder setzt der Verband ein echtes Zeichen?
Erst am Dienstag warnte Human Rights Watch homosexuelle Fußballfans vor einer Reise nach Katar. Am besten lasse man es, sagte Deutschland-Direktor Wenzel Michalski der "Schwäbischen Zeitung". Die Botschaft aus Katar an Gäste und Touristen, sich an Traditionen des Landes zu halten, könne man als "charmant vorgebrachte Warnung" verstehen, sagte Michalski, da schwinge mit: "Wenn ihr das so auslebt wie in Berlin-Schöneberg, dann werden wir uns schon irgendwas ausdenken."