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"Wie tief kann Infantino noch sinken?"

"Wie tief kann Infantino noch sinken?"

Süddeutsche Zeitung
Thursday, January 27, 2022 05:49:18 PM UTC

Dass der Fifa-Boss ein Plädoyer für einen neuen WM-Rhythmus mit dem Schicksal von Mittelmeerflüchtlingen verknüpft, löst globale Empörung aus. Der Fauxpas dürfte auch dazu führen, dass sich Afrikas Fußball verstärkt von ihm abwendet.

Die humanitäre Katastrophe in Afrika, Klimawandel, die gewaltige Süd-Nord-Migration über das trennende Mittelmeer - es sind wohl die drängendsten Probleme unserer Zeit. Jetzt dazu die gute Nachricht: Es gibt endlich einen, der die Lösung dafür gefunden hat: Gianni Infantino trug sie am Mittwoch der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (Pace) vor: Einfach öfter mal eine Fußball-Weltmeisterschaft machen! Alle zwei Jahre - statt, wie bisher, alle vier.

Was klingt wie ein Aussetzer unter bierseligen Kegelbrüdern, hörte sich in der Straßburger Rednerbütt so an: "Wir müssen Wege finden, um die ganze Welt einzubeziehen, um den Afrikanern Hoffnung zu geben, damit sie nicht mehr übers Mittelmeer kommen müssen, um vielleicht ein besseres Leben zu finden - oder, wahrscheinlicher, den Tod im Meer!" Wichtig sei, erklärte der Fifa-Boss weiter, den Afrikanern "Möglichkeiten und Würde" zu geben. Wie das funktioniert? Infantino will die Antwort kennen: "Nicht indem wir wohltätig sind, sondern indem wir alle teilhaben lassen!" Am Fußball.

In der Schweiz hat Gianni Infantino Ärger mit der Justiz - nun wohnt der Chef der Fifa samt Familie in Katar. Und wer sagt, dass der Weltverband in Zürich bleiben muss? Über mögliche Umzugspläne und was dahinterstecken könnte.   Von Thomas Kistner

Mehr WM-Turniere also, mehr Milliarden fürs Kickergewerbe, damit verzweifelte Menschen ohne Essen, Job und Zukunft nicht vom Kontinent fliehen und zu Tode kommen. An diesem Unfug dürfte selbst der Fifa-Boss etwas länger gebastelt haben - und die globale Empörung war immens.

"Wie tief kann Infantino noch sinken?", fragte Direktor Ronan Evain von der Fan-Vereinigung Football Supporters Europe. Den Tod im Mittelmeer zu instrumentalisieren, um einen "größenwahnsinnigen Plan" zu verkaufen, das sei "jenseits aller Worte". Infantinos Vorgänger Sepp Blatter merkte an, der Vortrag sei "weltfremd und ehrverletzend" gewesen. Und in der twitternden Fußball-Community war viel von Rassismus die Rede, der hinter diesen Aussagen stecke.

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