
Stasi-Oberleutnant muss sich für Grenzmord verantworten
n-tv
1974 wird am DDR-Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße in Ost-Berlin am helllichten Tag ein Mann hinterrücks erschossen. 50 Jahre wird in dem spektakulären Fall Anklage erhoben. Nun kommt es zum Prozess.
Der tödliche Schuss an dem belebtesten Grenzübergang zwischen Ost und West, dem Bahnhof Friedrichstraße, liegt fast auf den Tag 50 Jahre zurück. Am 29. März 1974 soll der Ex-Stasi-Mitarbeiter den polnischen Familienvater erschossen haben. An diesem Donnerstag kommt der heute 80-Jährige in Berlin vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft hat den Leipziger wegen heimtückischen Mordes angeklagt.
Es ist ein Prozess von historischer Bedeutung. Das Berliner Landgericht hat nach dem Mauerfall Geschichte geschrieben mit Prozessen zu den Toten an der innerdeutschen Grenze. Nun könnte das erneut der Fall sein. Der damalige Oberleutnant soll einer Operativgruppe des Ministeriums für Staatssicherheit angehört haben - und den Polen auf Befehl erschossen haben.
Erst 2023 sah die Berliner Staatsanwaltschaft eine Chance, den Fall vor Gericht zu bringen. Nach Angaben von Sprecher Sebastian Büchner sind die Ermittlungen über viele Jahre nicht vorangekommen. Erst 2016 habe es einen entscheidenden Hinweis zur Identität des Schützen aus dem Stasi-Unterlagen-Archiv gegeben, erklärte er. Zunächst sei man jedoch von einem Totschlag ausgegangen. In diesem Fall wäre die Tat verjährt gewesen. Inzwischen sieht die Staatsanwaltschaft jedoch das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt.
