Klimawandel: Warum immer längere Wetterlagen Katastrophen begünstigen
Frankfurter Rundschau
„Möglicherweise waren die Klimamodelle etwas zu konservativ“: Eine Studie zeigt, dass Wetterlagen immer länger anhalten und Extremwetterereignisse fördern.
Frankfurt – Wer Autolärm-geplagt an einer Straße wohnt, kann die Kommune veranlassen, Messgeräte aufstellen, um über Wochen und Monate die Dezibel zu messen und feststellen zu lassen, ob die Grenzwerte überstiegen sind. Da gibt es dann schöne Zeitreihen und diskutierbare Prognosen, ob es künftig immer schlimmer, also lauter, wird. Denkbar ist aber auch, jedes Fahrzeug einzeln zu erfassen, mit welchem Tempo es in welcher Entfernung vorbeibrettert, ob der 40-Tonner laut brummend unterm Fenster hält oder der SUV-Fahrer nochmal extra den Motor aufheulen lässt. Das würde möglicherweise ein realeres Bild von der Lärmbelastung ergeben.
Der Vergleich gibt in vereinfachter Form eine Vorstellung davon, was Forschende vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im Rahmen einer jetzt im Fachmagazin Scientific Reports erschienenen Studie taten. Sie befassten sich darin mit der sogenannten Persistenz, also der Beständigkeit oder dem Beharrungsvermögen, bestimmter Wetterbedingungen.
Dazu analysierten sie mit einer Bilddaten-Vergleichsmethode weltweit Millionen aufeinanderfolgende Wetterzirkulationsmuster der letzten 40 Jahre, darunter besonders genau die Hitzewelle 2010 in Russland und den supertrockenen Sommer 2018 in Europa. Auf den ersten Blick klingt das Ergebnis der Studie nicht sehr spektakulär: Die globale Erwärmung macht es wahrscheinlicher, dass im Sommer Wetterlagen auf der Nordhalbkugel – über dem Nordatlantik, Europa und Sibirien – länger anhalten, sich immer ähnlicher werden und letztlich extreme Wetterereignisse begünstigen. „In Europa sind bereits rund 70 Prozent der Landfläche von länger an einer Stelle verharrenden Wetterlagen betroffen“, sagt Peter Hoffmann, PIK-Forscher und Erstautor der Studie.