
Klimawandel: Das Scheitern der Vernunft
Frankfurter Rundschau
Logik und kluge Argumente haben uns nur begrenzt klimabewusster werden lassen. Braucht es also andere Wege der Ansprache? Der ‚emotional turn‘ könnte darauf eine Antwort geben. Von Björn Hayer
Und schon wieder droht eine existenzielle Nachricht unterzugehen: Wie eine neue, im Fachblatt „Nature“ erschienene Studie darlegt, könnte sich das westantarktische Eisschild schon jetzt in einem irreversiblen Auflösungsprozess befinden. Selbst für den Fall, man würde die Erde per Zauberkraft auf Kühlschranktemperatur herabsetzen, kann man den damit verbundenen Anstieg des Meeresspiegels um rund drei Meter nicht mehr aufhalten. Warum diese und andere Meldungen zum Klimawandel uns häufig kaum mehr bewegen, lässt sich mit der Abstraktheit des Gesamtproblems erklären. Zahlreiche globale Veränderungen dürften sich erst in der Zukunft zeigen und heutige Auswüchse des Treibhauseffektes machen sich vor allem im globalen Süden bemerkbar. Gleichzeitig – und darin besteht das Paradoxon – wissen wir das alles. Die modernen Wissenschaften können immer präzisere Prognosen zu entwickeln und überdies adäquate Gegenmittel benennen. Die Theorie ist also klar, nur genügt sie offenbar nicht, um sowohl auf politischer als auch individueller Ebene einen tiefgreifenden Wandel zu bewirken.













