Klimaneutrale Unternehmen? "Gelogen"
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Daimler und Porsche verlangen von ihren Zulieferern, dass sie spätestens 2039 klimaneutral produzieren. Lidl bietet neuerdings ein klimaneutrales Sortiment an. Otto liefert seine Pakete ab sofort klimaneutral aus. Ein Schritt in die richtige Richtung? Nein, Marketing mit einem Gummibegriff fürs gute Gewissen, kritisiert der Vorsitzende der Deutschen Umweltstiftung Jörg Sommer im "Klima-Labor" von ntv. Wie der Ablasshandel der Kirche im Mittelalter. Ja, viele Unternehmen arbeiteten daran, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren, betont der Umwelt-Funktionär. "Aber die allermeisten werden niemals die Chance haben, klimaneutral zu sein." Deshalb sei Werbung mit dem Begriff "doppelt gefährlich", denn die industrialisierte Welt erkaufe sich Zeit, die sie nicht habe, und lenke ab von tatsächlichen Herausforderungen. Und noch schlimmer: In vielen Fällen sind die klimaneutralen Projekte sogar eine "Form von Öko-Imperialismus".
ntv.de: Sie haben sich auf LinkedIn sehr über einen Post von Otto geärgert. Und zwar hatte der Versandhändler behauptet, dass alle Lieferungen und Retouren ab sofort klimaneutral sind. Was stört Sie daran?
Jörg Sommer: Daran stört mich vor allem der Begriff "klimaneutral", weil es schlichtweg gelogen ist. Das Paket wird in einen Transporter geladen, durch die halbe Republik transportiert, mit einem Auto ausgeliefert. Sie packen das aus, anschließend werfen Sie möglicherweise das Verpackungsmaterial weg - Pappe, Papier oder was auch immer. Am Ende des Tages ist das mehr oder weniger umweltbelastend, aber eins ist es mit Sicherheit nicht: klimaneutral.
Die totale Kontrolle: Mit dem Sozialkreditsystem werden die Menschen in China kontinuierlich bewertet. Wer negativ auffällt oder Schulden hat, landet auf der schwarzen Liste und darf zum Beispiel keine Flug- oder Schnellzug-Tickets kaufen. Doch das System ist noch lange nicht flächendeckend eingeführt.