
Jonathan Franzen: „Crossroads“ – Was eine Familie zerreißt und was sie hält
Frankfurter Rundschau
Im Herzen von Amerika: Jonathan Franzens neuer großer Roman „Crossroads“.
Der neue Roman von Jonathan Franzen liegt seit dem heutigen Dienstag in den Buchläden, und das ist erst der Anfang. Dieses Buch von mehr als 800 Seiten ist der erste Teil einer Trilogie. Das steht schon als Verheißung auf dem Schutzumschlag: „Ein Schlüssel zu allen Mythologien“ heißt das Projekt im Ganzen. Den englischen Titel „Crossroads“ hat Rowohlt auch für die deutsche Übersetzung von Bettina Abarbanell beibehalten. Das naheliegende „Kreuzungen“ im Sinne des Straßenverkehrs greift zu kurz, das übertragene „am Scheideweg“ träfe es eher, doch im Originaltitel steckt wie im Buch auch Musik, der „Cross Road Blues“ des schwarzen Sängers Robert Johnson von 1936. Die Band Cream nahm ihn zusammen mit Eric Clapton 1969 neu auf. Im Song fällt das Ich an einer Kreuzung – einem Scheideweg? – auf die Knie und bittet Gott um Gnade. Der Glaube in seinen Ausprägungen, das Bestreben, ein guter Mensch zu sein, aber auch der teuflische Wille zu revoltieren, ziehen sich durch die Geschichten der Figuren.
Jonathan Franzen erzählt viele Jahre nach seinen großen Romanen „Die Korrekturen“ und „Freiheit“ wieder von einer Familie mit all ihren inneren Kräften, der Liebe und dem Streit, mit dem, was sie hält und auseinandertreibt. Der Roman besteht aus zwei Teilen, der größere ist übertitelt mit „Advent“ und umfasst hauptsächlich das Geschehen am 23. Dezember 1971, „Ostern“ nach mehr als 500 Seiten führt auf die Feiertage in 1974 hin.
Die Hildebrandts stehen gehaltsmäßig und mit ihren Ansichten mitten in der US-amerikanischen Gesellschaft. Handlungsort ist eine Kleinstadt nahe Chicago. Das Land führt noch seinen Krieg in Vietnam, der umstritten ist, auch Rassismus und der Umgang mit der indigenen Bevölkerung führen zu wachsender Unruhe.













