Er hatte keine Zeit zu verlieren
Die Welt
Der Modedesigner Virgil Abloh ist im Alter von 41 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. Er hat in seiner Arbeit den kulturellen Wandel gespiegelt und gefördert. Eine Würdigung.
Gleißende 21. Juni-Sonne über Paris, ein endloser Laufsteg in Regenbogenfarben im weitläufigen Innenhof des Palais Royal, am Eingang jubelnde Fans, in den hinteren Reihen Modestudenten in farblich auf den Laufsteg abgestimmten T-Shirts. Nach der Show liegen sich Mega-Star Kanye West und der Designer Virgil Abloh weinend in den Armen. Dieser hatte im Frühsommer 2018 gerade seine Debüt-Kollektion für Louis Vuitton gezeigt – und damit einen historischen Moment markiert: Er war der erste Afroamerikaner an der Spitze einer derart ikonischen französischen Luxusmarke. Und er hatte eine Mega-Show voller Optimismus, Popkultur und Weltverbesserungswillen gezeigt, mit neonfarbenen Baumarkthandschuhen, „Wizard-of-Oz“-Pullovern, ultrafetten Sneakern und exzentrisch wirkenden, an Körper und Kleidung gehefteten Taschen – wie sie heute absolut normal sind.
Nur gut drei Jahre später, am Frühabend des 1. Advent, kam auf dem offiziellen Instagramprofil des Modedesigners Virgil Abloh die Nachricht, dass der 41-Jährige gestorben ist. Und weil das ja eigentlich kein Alter zum Sterben ist und dieser Mann so unermüdlich und hyperaktiv war und seine Karriere jüngst noch einmal einen gewaltigen Schritt nach vorn und oben genommen hatte, dauerte es einen Moment, bis sich die Traurigkeit durch den Unglauben gewühlt hatte. Die Modewelt war geschockt wie seit dem Tod von Karl Lagerfeld nicht mehr. Ablohs kurze, rasante Karriere hatte scharfe Kritik und totale Euphorie provoziert. Aber klar ist: Er war einer der einflussreichsten Kreativen seiner Zeit.
