Bye-bye, MTV! Du warst eine Erlösung!
Die Welt
Am 31. Dezember ist mit den Musikvideos Schluss: MTV ist an YouTube, an TikTok, am Streaming gestorben und kein junger Mensch weiß noch, wie verdammt großartig dieser Sender mal war. Und wie toll das ist, wenn man noch etwas hat, das man verklären kann.
Am 31. Dezember ist mit den Musikvideos Schluss: MTV ist an YouTube, an TikTok, am Streaming gestorben und kein junger Mensch weiß noch, wie verdammt großartig dieser Sender mal war. Und wie toll das ist, wenn man noch etwas hat, das man verklären kann. Alles hat seine Zeit, und irgendwann ist sie vorbei. Gerade haben die Rolling Stones ihre für 2026 geplante Stadiontour abgesagt, weil Keith Richards zwar ein Zolllager voller Drogen überleben kann, aber seine Riffs nicht mehr gegen die Arthritis ankommen. Ebenso logisch ist es, dass MTV ab dem 31. Dezember keine Musikvideos mehr zeigt – gegen YouTube und TikTok hat ein Musikvideosender keine Chance. Schon jetzt kann, wer jünger als 40 ist, mit MTV so viel anfangen wie mit Teletext. Für Menschen im Alter von Morten Harket (66), Janet Jackson (59) oder Eminem (53) markierte die Abkürzung einen Epochenumbruch – ein Wort, das sich gut anhört, wenn man sich vormachen will, dass das eigene Jungsein von Welt- und Zeitgeist beseelt war. MTV war das Gegenmodell zu allem, was deutsches Fernsehen davor mit Pop gemacht hatte. Kein Hitparaden-Schunkeln, kein Moderatorenlächeln, kein Füllmaterial für Samstagabendfamilienshows. Stattdessen Videos, die man nicht ganz verstand, von denen man aber sofort begriff, dass sie wichtig waren. Zwischendurch liefen News, in denen einem der Balkankrieg erklärt wurde. Aber das war nur der Beifang. Der eigentliche Kern waren die Videos. Die Videos waren irre. Sie kosteten Millionen. Sie waren überproduziert, überhitzt, überästhetisiert, proaktiv provokativ.
