
Ende der Globalisierung: Weltbürger ohne Welt
Frankfurter Rundschau
Viele Menschen spüren Ohnmacht, weil Kommunen durch Globalisierung überfordert sind. Der Ruf nach neuer Balance wächst.
Wenn man die beharrlichste Utopie der Menschheitsgeschichte auf einen Nenner bringen will, dann wohl mit dem Weltbürgertum. Zu allen Zeiten und in beinah allen Gattungen und Denkschulen schlägt es sich nieder. Während Immanuel Kant philosophisch damit ein weltweites Gastrecht verband („Zum ewigen Frieden“), interpretierten es religiös motivierte Schriften, die von Gotthold Ephraim Lessings Drama „Nathan der Weise“ bis zu Hans Küngs „Weltethos“ reichen, als Ausdruck eines alle kulturellen Differenzen überwindenden, universellen Humanismus. Die Geschichte schien diesen großen Ideen zumindest für die Phase der Moderne recht zu geben. Zum einen beförderte die Erfindung des Internets, versehen mit Marshall McLuhans Vision vom globalen Dorf, die tatsächliche Vernetzung aller Menschen, zum anderen trug der Fall des Eisernen Vorhangs 1989 zunächst zu einem demokratischen Austausch vieler Staaten bei. Geboren war die Globalisierung.













