
Eine Stadt und ihr Mann
Frankfurter Rundschau
Vor 150 Jahren wurde Thomas Mann in Lübeck geboren. Wie sehr prägt sein Andenken das Straßenbild noch heute?
Zwei Tage vor dem Geburtstag des Zauberers ist von seiner Magie noch nichts zu spüren. Zumindest nicht in Lübeck, seiner Geburtsstadt. Am Freitag feiert man dann den 150. Geburtstag von Thomas Mann mit großem Aufgebot. Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist vor Ort, genauso der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther, Lieblingsenkel Frido Mann eröffnet das Konzert „Thomas Mann. Das Konzert seines Lebens“. Thomas Mann ist schließlich der größte Bürger seiner Stadt. Allein schon wegen seines Jahrhundertromans „Die Buddenbrooks“, den der Autor schrieb, als er schon in München lebte. Die Familiengeschichte über Verfall und Unglück hatte allerdings kurz nach dem Erscheinen für ziemlichen Ärger in seiner alten Heimat gesorgt. Das Buch hatte nicht nur etwas mit der eigenen Familie von Thomas Mann zu tun, was schnell klar wurde. Viele erkannten sich zudem in den literarischen Figuren wieder, und zwar auf sehr unvorteilhafte Weise. Der Roman verkauft sich beim Erscheinen im Jahr 1903 zunächst schlecht, wird dann aber ein Bestseller. Der Ärger in Lübeck wuchs mit den steigenden Verkaufszahlen des Buches. Es dauerte eine Zeit und bedurfte vieler Briefe, bevor man Thomas Mann verzeihen konnte und er zum Vorzeigebild der Stadt taugte.













