Der brutale Liebling von Ramzan Kadyrow
n-tv
Khamzat Chimaev kennt nur ein Ziel: Der Tschetschene will seine Gegner nicht nur besiegen, er will sie vernichten. Für seine Karriere als MMA-Kämpfer ist diese Einstellung nur förderlich. Chimaev gilt als kommender Superstar. Und einen Mann freut das besonders: Ramzan Kadyrow.
Der Krieg auf die Ukraine kennt auf Seiten der russischen Invasoren zwei Protagonisten: Präsident Wladimir Putin, der den Angriff befohlen hat, und den Tschetschenen Ramsan Kadyrow. Zumindest möchte der Anführer der autonomen Teilrepublik diese Rolle gerne einnehmen. Seit Kriegsbeginn bietet er sich Putin immer wieder als Lösung für ein schnelles Ende der Kampfhandlungen an. Wann immer es Berichte über die russische Rückschläge, taktische Fehler oder gar ein Scheitern an einer Front auftauchen, ist Kadyrow via Telegram sofort auf Sendung, und droht als Gegenreaktion immer wieder mit der Einnahme aller Großstädte und einer gnadenlosen Säuberung von allen Feinden. Putin, der die Unterstützung der "Kadyrowzy" offenbar angefordert hat, dürfte sich von ihrem Einsatz auch ein Signal versprechen: Die Geschichte ihrer Brutalität, von Folter und Mordlust sind nämlich vor allem auch ein Einschüchterungsversuch.
Niemand in diesem Krieg nutzt eine brutale Rhetorik als Kadyrow. Er rät Putin immer wieder zu noch mehr Gewalt und befürwortet den Einsatz von taktischen Atomwaffen. Der 45-Jährige bedient sich dabei dem Ruf seiner berüchtigten Söldner-Armee, den "Kadyrowzy", die für gleich mehrere Morde an russischen Oppositionellen im Auftrag des Kreml (der bestreitet das) verantwortlich sein soll und in der Heimat extrem barbarisch gegen Andersdenke (vor allem aber gegen Homosexuelle) vorgeht. Kadyrow inszeniert sich und seine Kämpfer gerne hypermaskulin - was die besondere Betonung von Stärke, Aggression und Sexualität bedeutet. Einer, der dieses Ideal mit Kraft und großen Siegen füllt, ist Khamzat Chimaev, ein Mixed-Martial-Arts-Kämpfer, der kommende Superstar der Szene.
Chimaev, das hat die Zeitung "Welt" geschrieben, teilt brutal aus, steckt indes kaum ein. In seinen bisherigen Kämpfen soll er 252 Schläge gegen seine Konkurrenten in den brutalen Duellen im Oktagon gelandet, aber bloß zwei eingesteckt haben. Eine Statistik, die ihn in dieser gnadenlosen und regelarmen Sportart quasi unbesiegbar erscheinen lassen will. Kadyrow, dem nur die eigenen Regeln seines knallharten Regimes heilig sind, gefällt das. Der tschetschenische Anführer ist ein glühender Fan des für neutrale Zuschauer nur sehr schwer zu ertragenden Käfigkampfs, zwei seiner Söhne sind ebenfalls bereits im Oktagon aktiv, und das nun einer aus seiner Heimat zum Superstar aufsteigt, das weiß der 45-Jährige für sich zu nutzen. Der brutale Diktator hat sich Chimaev als Förderer angeboten und bekommt als Gegenleistung für Liebe und Luxus dessen Dienste als Propagandist.
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