„Wieso Fräulein – und nicht auch Männlein?“
Die Welt
Vor 50 Jahren ließ ein Erlass im Behördendeutsch nur noch „Frau“ als weibliche Anrede zu. Die Verniedlichung der Unverheirateten war abgeschafft – Triumph der Emanzipation. Doch manche Fräuleins bestanden auf ihren „Ehrentitel“.
Die Frauen liebten ihn. Die treuesten seiner Wähler waren weiblich. Doch bis Konrad Adenauer (CDU) sich durchringen konnte, eine Ministerin zu berufen, mussten ambitionierte Politikerinnen lange warten. „Was sollen wir mit einer Frau im Kabinett?“, maulte er bei einer Pressekonferenz. „Dann können wir nicht mehr so offen reden.“ Die Frauen in der Union drängten Adenauer per Sitzstreik zum Nachgeben. Und so legte am 14. November 1961 die CDU-Abgeordnete Elisabeth Schwarzhaupt als erste Frau der Bonner Republik ihren Eid als Bundesministerin ab.
Wie widerwillig er sich der Invasion des Weiblichen beugte, davon zeugt vielleicht nichts mehr als die Art, mit der er Elisabeth Schwarzhaupt ansprach: Die promovierte Juristin, langjährige Richterin und Oberkirchenrätin, die bei der Einführung als Ministerin 60 war, nannte er nur „Fräulein Schwarzhaupt“. Schließlich war sie nicht verheiratet.