„Die Arbeit bei der großen Modemarke machte uns nicht glücklich“
Die Welt
Nach dem Studium fingen sie bei Givenchy an. Doch der Traum vieler Kreativer entpuppte sich für Julia Ballardt und Nico Verhaegen als Alptraum. Sie zogen von Paris nach Neustadt an der Weinstraße – und machen nun auch sonst vieles anders, als es in der Modebranche üblich ist.
Er sieht aus, als sei er aus Stroh. Doch der Schuh, den Julia Ballardt und Nico Verhaegen gerade für den „Rising Voices Award“ des German Fashion Council und der kalifornischen Marke Ugg im Rahmen der Berliner Modewoche entworfen haben, besteht aus dickstieliger Wasserhyazinthe. „Das ist eine invasive, schnell wachsende Pflanze, die in natürlichen Gewässern Asiens vorkommt und dort den Transport über Wasserstraßen erschwert – sie muss also ohnehin gepflückt werden“, erklärt Ballardt. Mit dem Schuh aus dem ungewöhnlichen Material gewann das Duo, das Milk of Lime heißt, den ersten Preis. Es war eine einstimmige Entscheidung, erklärte Jury-Mitglied Nicks Ericsson, Senior Director of Purpose bei Ugg, denn „ihr Prototyp hat zum Nachdenken angeregt“.
Das Preisgeld von 20.000 Euro wollen die beiden Modemacher in Maschinen investieren, um sich etwas unabhängiger von Lieferanten zu machen. Nachhaltigkeit ist ihnen wichtig, aber nicht so, wie sie bislang in der Modebranche oft verstanden wird. Hier erklären Ballardt und Verhaegen, was sie bewusst anders machen als viele Labels – und aus welchem ganz rationalen Grund sie ihre Kollektionen immer zu Vollmond vorstellen.
