Wenn Hoeneß löscht, brennt's bei Bayern lichterloh
n-tv
Der FC Bayern stampft mit der zehnten Meisterschale nacheinander aus der Saison, aber auch mit einem Berg an Problemen. Der Fall "Robert Lewandowski" ist da nur die Spitze. Der Verein wankt, deshalb übernimmt Uli Hoeneß nochmal das Ruder – und bricht damit sein eigenes Wort
Beim FC Bayern ist mitten im Titelglück ein unkontrollierter Flächenbrand ausgebrochen. Und diesen kann nur einer löschen: Uli Hoeneß, der ewige Patriarch, der erst vor wenigen Wochen angekündigt hatte, sich in Dinge des Rekordmeisters nicht mehr einmischen zu wollen. Aber die Kaderpolitik steht nun lichterloh in Flammen, vor allem wegen Robert Lewandowski. Und weil Hoeneß noch immer der beste und wehrhafteste Wächter des Klubs ist, bricht er sein eigenes Wort. Um den Stürmer, der schon eine Klublegende ist, und seinen dringenden Wunsch nach einem Abgang ist eine wilde Debatte losgebrochen. Hat er Pole ein Angebot zur Verlängerung bekommen, oder etwa nicht? Es gibt drei Sichtweisen auf die Dinge. Eine des Vereins. Eine des Spielers. Eine der Fans.
Und die Anhänger haben in diesem Spiel um die Zukunft des Stürmers und damit auch irgendwie um die des Klubs - denn mit seinen Treffern ist er ja die Lebensversicherung - den bösen Buben ausgemacht. Sportvorstand Hasan Salihamidžić wurde am Wochenende bei einer kleinen Feier am Nockherberg wüst ausgepfiffen. Es war nicht das erste Mal, dass der 45-Jährige verbale Attacken über sich ergehen lassen muss. Lewandowski ist indes nur eine Baustelle im Kader, andere gibt es in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld. Mindestens. Salihamidžić muss in diesem Sommer mächtig liefern, es geht um die Ambitionen des Klubs. National und noch mehr international. Noch einen Sommer, in dem das Aufgebot in der Summe zum Vorjahr schwächer wird, kann sich der Rekordmeister eigentlich kaum leisten.
Das Spannungsfeld ist nahezu unerträglich: die wirtschaftliche Kraft eingeschränkt, der Bedarf an Verstärkungen noch größer als in den vergangenen Jahren. Diese Unruhe lässt offenbar auch Ehrenpräsident Hoeneß beben und so holt der Patriarch, der sich in Zurückhaltung üben wollte, zum ganz großen Schlag aus. Ein Déjà-vu mit der Vergangenheit. Eine Attacke wie zu glorreichen Zeiten. So streitbar dieses Fußball-Alphatier als Typ gewesen sein mag, so unbestreitbar ist: In den vergangenen 30 Jahren war niemand unüberwindbarer Wächter des FC Bayern als Hoeneß. Er parierte alle Angriffe. In der Art nicht immer souverän (Stichwort: Sponsorendeal mit Unrechtsstaat Katar), nicht immer galant, nicht immer höflich (Stichwort: Pressevernichtungskonferenz), aber stets erfolgreich. Niemand beherrscht das Spiel mit der Attacke mit Gegenattacke so perfekt wie er. Mögen muss man das freilich nicht.
Jan Reichert vom Zweitligisten 1. FC Nürnberg stößt nach dem EM-Aus für Alexander Nübel als vierter Torhüter zur deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Der 22-Jährige, der dieses Jahr vor allem in der Regionalliga zum Einsatz kam und nur ein Zweitligaspiel für die Franken bestritt, ist "völlig perplex".