Und „House of Gucci“ soll also ein inspirierender Modefilm sein?
Die Welt
Seit Monaten freuen sich Modefans auf die Outfits in dem Kinofilm mit Lady Gaga. Kurz vor Filmstart zeigt sich: Die Kostüm-Interpretationen sind weder originell noch werden sie dem Erbe des Hauses Gucci gerecht. Ein Verriss.
Was war die Vorfreude groß! Seit März dieses Jahres befand sich die Fashioncrowd in heller Aufregung und sehnte den Kinostart von „House of Gucci“ am 2. Dezember herbei. Auslöser war das erste Foto, das vom Filmset durchgesickert war: Eine Aufnahme der beiden Hauptdarsteller Lady Gaga und Adam Driver abseits der Piste im heruntergekrempelten Ski-Outfit. Schrille, neonakzentuierte Achtzigerjahre Geschmacklosigkeit suchte man hier vergeblich. Stattdessen wirkte es so, als posierten da zwei gut ausgestattete Influencer von heute in minimalistisch-funktionaler Outdoor Couture im Schnee, als wären sie Teil der kürzlich gelaunchten Gucci x North Face Kooperation. Ein Hauch Achtziger, ein bisschen Retro-Schwelgerei und dazu eine gehörige Portion zeitgemäßes Zwanziger-Zwanziger-Flair.
Ein Effekt, der der allgemeinen Praxis von Kostümdesignern geschuldet ist, in historischen Filmen die Trends von damals unseren modernen Sehgewohnheiten anzupassen. Bedeutet: Gib den Zuschauern gerade genug Nostalgie-Bezug, dass sie sich ins Damals zurückversetzt fühlen, aber übersetze es so, dass es nicht altbacken wirkt. (Zuletzt grandios gelungen im von Hipstern gefeierten Kinoerfolg „Call me by your name“ oder bei „The Crown“.) Insofern war dieses erste Foto auch ein Versprechen auf mehr.