Thomas Tuchels Tage des Frusts
n-tv
Das hat sich Thomas Tuchel bei seinem Amtsantritt ganz anders vorgestellt. In nur zwei Monaten unter seiner Führung verspielen die Bayern-Stars Titel um Titel. Nun könnten ausgerechnet ein Blick zurück und ein Versprechen an Uli Hoeneß Mut machen.
Thomas Tuchel lächelte in frustrierenden Bayern-Tagen sogar ein bisschen, als es um den Beginn in seine heikle Münchner Mission ging. Denn ein Amtseintritt im Sommer wäre für den 49-Jährigen freilich einfacher gewesen als der schwierige Null-auf-Hundert-Start mitten in der heißen Saisonphase. "Es ist nicht immer ein Wunschkonzert. Mal gehen die Türen auf, wenn sie aufgehen", sagte Tuchel, der in seiner erst kurzen Zeit als Trainer des deutschen Fußball-Rekordmeisters auch für ihn selbst nie erwartete Rückschläge hinnehmen musste. Er droht als der Trainer in die Geschichte des FC Bayern München einzugehen, unter dem in gerade einmal zwei Monaten drei Titel verspielt wurden.
Flankiert von Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic präsentierte sich Tuchel vor zwei Monaten entspannt und voller Zuversicht, als er nach dem großen Trainer-Knall beim Serienmeister als Nachfolger von Julian Nagelsmann präsentiert wurde. Drei Titel waren da noch möglich, jetzt ist maximal noch die Meisterschaft drin. Aber auch die nur, wenn Borussia Dortmund beim Vorglühen auf die Party mit der Schale vor Hunderttausenden in Schwarz und Gelb sensationell gegen den FSV Mainz 05 patzt. "Natürlich trifft es uns hart, wenn es so kommt", sagte Tuchel über die Titel-Nullnummer.
Nach "extrem bescheidenen Tagen" versuchte Tuchel seine Stars auf die Mini-Meisterchance im Spiel beim 1. FC Köln einzustimmen. Im Training wurde gelacht, zumindest nach außen sollte Titel-Hoffnung ausgestrahlt werden. "Die Saison ist noch nicht beendet. Schauen wir mal nach dem letzten Spieltag", sagte er und duckte sich nicht weg. "Wir wollten das auf jeden Fall anders haben, ich stehe in der Verantwortung dafür."