Sollten Schulnoten abgeschafft werden?
n-tv
Ursprünglich sollten Zensuren in der Schule für mehr Gerechtigkeit sorgen, denn sie koppeln die Chance auf Bildung von der Herkunft ab. Doch heute stellt sich die Frage, wie gerecht, objektiv und sinnvoll Noten noch sind - und, wie eine Alternative aussehen könnte.
"Ich habe meine Mathearbeit zurückbekommen." Welche Frage stellen die meisten Eltern daraufhin? Genau, die nach der Note. Dabei ist wohl den wenigsten bewusst, dass auch sie selbst diese beeinflusst haben - und die Zensur nicht das tatsächliche Können in Mathe widerspiegelt.
"Ich könnte Ihnen zehn Gründe nennen, warum Noten ungerecht sind", sagt der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger. Doch der ehemalige Schulleiter zieht daraus nicht den Schluss, diese abzuschaffen. Im Gegenteil: Er ist davon überzeugt, dass sie ein sinnvolles Instrument der Rückmeldung und des Vergleichs sind - wenn man angemessen mit ihnen umgeht. Dazu gehöre etwa, dass man den Schülerinnen und Schülern eine individuelle Rückmeldung zu jeder Note gebe und sie angemessen dabei unterstütze, ihre Kompetenzen weiterzuentwickeln.
Noten müssen weg - aus verschiedenen Gründen, sagt dagegen der Schweizer Deutschlehrer, Dozent und Autor Philippe Wampfler. "Wie sie zustande kommen, das ist nicht objektiv. Es sind scheingenaue Werte, die durch eine Reihe von Faktoren verzerrt werden." Das sei seit 50 Jahren gut empirisch belegt. Wie sehr unterstützen einen die Eltern? Wie ist die Lernsituation zu Hause? Wie kommt man mit der Lehrerin klar? Wie stark sind die Leistungen der anderen in der Klasse? Und auch: In welchem Bundesland geht man auf welche Schule?