Schweden tanzen am Abgrund durch die EM
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Dass Schweden im Endspiel der Handball-Europameisterschaft steht, ist mit Blick auf die Geschichte des Rekordeuropameisters keine Überraschung. Angesichts des Turnierverlaufs ist es ein sportliches Wunder. Mehr ist möglich.
Ein paar Zentimeter mehr Platz, ein paar Sekunden mehr Zeit, jedenfalls nur eine Winzigkeit fehlte und die Europameisterschaft wäre für Schwedens Handballer schon längst vorbei gewesen, zu Ende gegangen mit einer der größeren Sensationen der jüngeren Geschichte des Sports. 27:27 stand es im letzten Vorrundenspiel des Vize-Weltmeisters gegen die Tschechen, noch neun Sekunden waren auf der Uhr, als der krasse Außenseiter nach einem Stürmerfoul noch einmal in Ballbesitz kam. Dominik Solak schickte Tomas Cip mit einem Verzweiflungspass quer übers Feld auf die Reise und wenn der Außen den Ball zu fassen bekommen hätte und ihn an Schwedes Torhüter Andreas Palicka vorbeigebracht hätte, wäre Schweden in der Vorrunde ausgeschieden. Aber wenn und hätte schießen keine Tore. Cip fing den Ball nicht und die Schweden durften aufatmen. Und Schwung aufnehmen für ihren Tanz am sportlichen Abgrund. Und der wirbelte sie inzwischen bis ins Endspiel am Abend gegen Spanien (18 Uhr/ Eurosport und im Liveticker auf ntv.de).
Dass die Schweden die Chance auf ihren fünften EM-Titel haben, ist ein sportliches Wunder. Denn mehr als einmal war man im Laufe des Turniers sportlich klinisch tot. Trotz des erzitterten Punktes gegen die ausgeschiedenen Tschechen zog man ohne Zähler hinter Spanien in die Hauptrunde ein. Nach drei klaren Siegen gegen Russland, Deutschland und Polen lagen die Schweden im Hauptrundenfinale gegen Norwegen zwischenzeitlich mit sechs Toren zurück, in die letzten fünf Minuten startete Norwegen mit einem Vier-Tore-Vorsprung.
Weil dann aber Dinge passierten, die selbst im schnelllebigen Handball selten passieren, warf der Berliner Bundesligaspieler Valter Chrintz die Schweden elf Sekunden vor Schluss zur ersten Führung seit Ewigkeiten. Superstar Sander Sagosen verzog den letzten Angriff des Spiels und die Schweden waren ihrem sportlichen Schicksal schon wieder von der Schippe gesprungen. Norwegen draußen, Schweden weiter. Wenige Zentimeter, wenige Sekunden, eine Winzigkeit.