Südkorea will den Chef sprechen
Süddeutsche Zeitung
Drei knappe Entscheidungen im Shorttrack - dreimal urteilt die Jury pro China. Die Konkurrenz fragt sich: Hätte eine andere Mannschaft auch auf diese Weise das Finale erreichen dürfen?
Die Ohnmacht ist das Schlimmste. Und die Ohnmacht war es wohl auch, die Yoon Hong-geun so sauer machte nach dem 1000-Meter-Wettbewerb der Shorttracker bei den Winterspielen in Peking. Yoon ist der Chef de Mission des südkoreanischen Teams. Dass nicht alles klappen kann bei einem Weltsportfest und Niederlagen ins Programm jedes normalen Teams gehören, weiß er natürlich. Es gehört schließlich zu seinen Aufgaben, nicht nur die Erfolgreichen zu feiern, sondern auch die Gescheiterten zu trösten.
Aber Yoon Hong-geun war ja auch gar nicht wegen einer Niederlage sauer. Sondern eindeutig wegen dieser Ohnmacht, der er seine Shorttracker in besagtem 1000-Meter-Wettbewerb ausgesetzt sah. Genauer gesagt den Weltrekordler Hwang Dae-heon und seinen Mannschaftskollegen Lee June-seo, die im Halbfinale wegen unlauterer Bahnwechsel disqualifiziert worden waren - zu Gunsten zweier Chinesen. Und dieser Umstand gab dem Ärger des Funktionärs im Land des großen Olympiagastgebers eine besondere Note.
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Hier liegt der Südkoreaner Hwang Dae-heon noch vorn. Kurz darauf wird er disqualifiziert.
Nach den ersten Shorttrack-Wettbewerben wundern sich nämlich viele über die Leistungen der Jury. China hat unter dieser schon hinreißende Comeback-Erfolge gefeiert. Im Mixed am Samstag gewann die Heimmannschaft Gold, nachdem sie im Halbfinale als Dritte eigentlich schon ausgeschieden war. Eine Disqualifikation von Team USA änderte die Lage, anschließend fragte sich Südkoreas Routinier Kwak Yoon-gy, "ob eine andere Mannschaft auch so das Finale hätte erreichen dürfen".