ruangrupa vor der Documenta 15: Das Kollektiv der Kollektive
Frankfurter Rundschau
Wie die Documenta 15 aussehen wird, bleibt auch nach einem Gespräch mit der Leitungsgruppe ein Rätsel.
Wie die nächste Documenta wird? Dem Talk mit Reza Afisina und Iswanto Hartono vom Kollektiv ruangrupa, das die Großausstellung leitet, konnte man es kaum entnehmen. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen hatte die Künstler eingeladen, über das Thema „Wie können wir Ökonomie(n) neu denken“ zu sprechen. Naheliegenderweise hatte man angenommen, es gehe um das im Sommer anstehende Ereignis. Ging es auch. Man erfuhr bloß so wenig. Nach spätestens einer Stunde mochte man kaum noch zuhören, weil alles, was gesagt wurde, so schrecklich vage blieb.
Dass das Kollektiv mit Sitz in Jakarta ein Modell namens Lumbung, deutsch: Reisscheune, entwickelt hat, war bereits bekannt. Lumbung ist ein in den ländlichen Gebieten Indonesiens gemeinschaftlich genutzeter Bau, in dem die Ernte einer Gemeinde als Ressource für die Zukunft zusammengetragen wird. Über die Verteilung und Nutzung darf jeder mitbestimmen. So ähnlich soll es bei der Documenta laufen, wo viele über alles bestimmen sollen. Das Kollektiv, so erklärte es Hartono, hat diverse Kollektive eingeladen, die wiederum Kollektive einladen durften. „Wir sind ein Kollektiv der Kollektive, von denen jedes seinen eigenen Kontext, seine eigenen Probleme mitbringt.“
Man wolle, so Afisina, ein „Symbol der Hoffnung und Gemeinsamkeit setzen“, die Ressourcen, die man habe, also Wissen und Netzwerke, miteinander teilen. Auch die Documenta als Institution könne sich da einbringen. Es gehe ihnen „nicht um ein bestimmtes Thema, sondern um ein System des Arbeitens“, sagte Hartono, was schön klingt, aber auch ein bisschen nichtssagend.
Begriffe, die immer wieder fielen: Nachhaltigkeit, Inklusion, Upcycling. Auch Umweltbewusstsein und Klimakatastrophe wurden erwähnt. Nach den 100 Ausstellungstagen, sollen sämtliche Materialien recycelt werden. Kann es also sein, dass von der Documenta 15 keine Skulptur, keine Installation zurückbleibt? Dagegen wäre nichts zu sagen. Was aber bliebe dann?
Es könnte durchaus eine Menge sein, wenn gelingt, was ruangrupa vorhat: dass nämlich die unterschiedlichen kulturellen Systeme zu denken, zu arbeiten, zu leben einander durchdringen, dass man voneinander profitiert, lernt weniger Ich-bezogen zu sein. Afisina erwähnte das Prozedere, das in Deutschland nötig sei, um eine künstlerische Förderung zu erhalten (Antrag, Programm erstellen, Bericht schreiben etc.). Könnte man das nicht anders lösen? In Deutschland? Mal sehen.