Rätsel gelöst: Wie der Saturn zu seinen Ringen kam
Frankfurter Rundschau
Der Planet Saturn trägt den Spitznamen „Herr der Ringe“. Nun wollen Forschende herausgefunden haben, wie der Planet zu seinem Ringsystem kam.
Boston – Schon in kleinen Teleskopen kann man sie deutlich erkennen: Die Ringe, die den Planeten Saturn umgeben. Auf professionellen Aufnahmen oder Bildern, die beispielsweise das „Hubble“-Weltraumteleskop von dem Planeten gemacht hat, erkennt man: Das Ringsystem des Saturn ist massiv und beeindruckend. Neuere Messdaten zeigen, dass sie erst vor etwa 100 Millionen Jahren entstanden sind – lange nach der Entstehung des Planeten. Doch wie kam der Planet mit dem Spitznamen „Herr der Ringe“ zu seinen Ringen?
Forschende vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und anderen Forschungseinrichtungen in den USA wollen das Rätsel nun gelöst haben. Ihre Theorie: Der Planet Saturn hat im Laufe der Zeit einen Mond „verloren“, aus dessen Material die Ringe des Saturn entstanden sind. Doch von vorne: Heute sind 83 Saturn-Monde bekannt, die Forschenden gehen davon aus, dass es in der Vergangenheit noch einen weiteren großen Mond gab, den sie Chrysalis nennen. Dieser hypothetische Mond umkreiste den Planeten gemeinsam mit den anderen Monden – bis er vor etwa 160 Millionen Jahren instabil wurde und dem Saturn zu nahe kam.
Das zerriss den Satelliten – ein Großteil des hypothetischen Monds Chrysalis landete den Forschenden zufolge auf dem Saturn, einige Fragmente könnten jedoch in einer Umlaufbahn um den Planeten geblieben sein und dort in immer kleinere Eisstückchen zerbrochen sein. So sollen laut der Studie, die im Fachjournal Science veröffentlicht wurde, die Ringe des Saturn entstanden sein.
Die Forschenden lösen mit ihrer Theorie gleich noch ein zweites Rätsel, das den Saturn umgibt: Die Ringe und die Rotationsachse des Saturn sind gegenüber seiner Sonnenbahn um 26,7 Grad geneigt und „eiern“ stark. Die Forschung vermutet seit langem, dass diese Neigung auf die Gravitationswechselwirkungen mit seinem Nachbarplaneten Neptun zurückzuführen ist, da sich Saturn fast genauso schnell dreht, wie die Umlaufbahn des Neptun. Doch nun zeigt die Studie der MIT-Forschenden, dass die beiden Planeten zwar einst synchron waren, Saturn sich aber inzwischen der Anziehungskraft des Neptun entzogen hat.
Auch hier kommt der fehlende Mond als Erklärung ins Spiel. Die Monde des Saturn hielten dessen „Schieflage“ mit Neptun in Resonanz. Doch als der Mond und seine Anziehungskraft plötzlich fehlten, gelang es Saturn, sich aus Neptuns „Griff“ zu befreien – der Neigungswinkel blieb.