"Maschine" Oberdorf, das rustikal-filigrane Herz des DFB-Teams
n-tv
Gegen Kolumbien ist Lena Oberdorf zurück im DFB-Team, spielt trotz der Niederlage groß auf. Die 21-Jährige ist weiterhin die Überfliegerin, die mit Auszeichnungen überhäuft wird. Sie ist aber auch die, die erfrischend klar über den Druck spricht. Und darüber, dass sie mit den Männern nicht tauschen möchte.
Lena Oberdorf steht felsenfest und aufrecht auf dem Rasen, obwohl Teamkollegin Sara Doorsoun an ihrem linken Arm hängt, ihre Beine in der Luft baumeln. Dieses Foto aus den vergangenen Trainingstagen bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland charakterisiert die Mittelfeldspielerin. Sie ist die Ruhe selbst, der Fels in der Brandung, immer da, wenn sie gebraucht wird. Fast immer, eine Oberschenkelverletzung aus dem letzten Testspiel vor der Weltmeisterschaft gegen Sambia hatte sie vorübergehend außer Gefecht gesetzt.
Melanie Leupolz spielte für sie zum Auftakt gegen Marokko (6:0), ehe Oberdorf gegen Kolumbien (1:2) in die Startelf zurückkehren konnte. Leupolz, die schon beim EM-Titel 2013 und beim Olympiasieg 2016 im DFB-Team dabei war, muss sich nach der Geburt ihres Sohnes hinter der Wolfsburgerin einordnen. Sie trägt es mit Fassung und lobt ihre Positionskollegin überschwänglich: "Ich finde, Obi ist eine der weltbesten Mittelfeldspielerinnen, man hat es auch gegen Kolumbien gesehen. Sie bringt eine unheimliche Wucht mit, eine Präsenz, was der Mannschaft immer hilft."
Oberdorf gilt als eine der "Unverzichtbaren" im DFB-Team. Auf der Sechserposition strotzt sie vor Dominanz, ist eine unnachgiebige Abräumerin, die den Gegnerinnen Respekt einflößt, die aber auch kluge, öffnende Pässe spielen kann. "Sie hat auch den Elfmeter rausgeholt und hatte einige Akzente nach vorne", erinnert Leupolz an die Partie gegen Kolumbien. "Ansonsten ist sie eher die Spielerin, die für die Absicherung vor Kette bleibt." In der ARD-Doku "Shootingstars" sagt Oberdorf über ihre Spielposition: "Ich glaube, es hat sich früh abgezeichnet, in welche Richtung es geht: nicht so Edeltechniker Messi, sondern mehr so Abräumer Casemiro vielleicht." Steht sie auf dem Platz, ist offenkundig, dass dies die richtige Wahl für sie war. Das merkten früh auch die Eltern der Jungs, gegen die sie spielte - und die fanden das nicht immer lustig, stachelten ihre Söhne dazu an, sich nicht von einem Mädchen überrennen zu lassen. "Sie fingen an, mich hart von hinten anzugreifen, und ich dachte: 'Okay, das ist jetzt irgendwie gefährlich'", erinnert sich die junge Frau, die bei der TSG Sprockhövel mit dem Fußball spielen begann.
Jan Reichert vom Zweitligisten 1. FC Nürnberg stößt nach dem EM-Aus für Alexander Nübel als vierter Torhüter zur deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Der 22-Jährige, der dieses Jahr vor allem in der Regionalliga zum Einsatz kam und nur ein Zweitligaspiel für die Franken bestritt, ist "völlig perplex".