Magier der leichten Musik
Die Welt
Er komponierte Welthits wie „Walk on By“ und „Close to You“ – und wurde dafür als Meister des Easy Listenings gefeiert. Dabei war nichts schwerer, als solche Songs zu schreiben. Nun ist Burt Bacharach gestorben.
Allein die Nachricht, dass Burt Bacharach gestorben ist, lässt einen Lieder vor sich hin summen wie „Walk on By“ und „Close to You“ und ihn, den Komponisten dieser Stücke, in Gedanken wiederauferstehen, wie er 1977 auf dem Cover seines Albums „Futures“ aussah: Ein gebräunter, damals auch schon älterer Herr im grünen Trainingsanzug steht mit einem gelben Schweißtuch um die Schultern strahlend in einer roten Gondel, hoch im blauen Himmel über Kalifornien. Es könnte auch ein Fahrstuhl sein. Es war die Zeit, als Plattensammler, die sich etwas auf ihren erlesenen Geschmack einbildeten, Burt Bacharachs Musik für Fahrstuhlmusik hielten. Easy Listening, leichte Hörwaren für Supermärkte und Hotelhallen.
Seine als Songs verkauften Sinfonien waren alles andere als leicht. Man merkt es schon, wenn man sie summen möchte, „What the World Needs Now Is Love“, „A House Is Not a Home“ oder „The Look of Love“. Der schwerste Song, den Frank Sinatra jemals singen sollte, war, laut Frank Sinatra, „Wives and Lovers“. Niemand weiß genau, was jene „Burtness“ ausmacht, von der Burtologen schwärmen. Es könnten die unüblichen Tonsprünge, die ungeraden Takte oder auch die irritierenden Arrangements sein, die man immer mithört, wenn man eine seiner Melodien unter der Dusche pfeifen will. Die Flügelhörner und das Glockenspiel, die Harfe und das Vibraphon. Spielend erfüllt Burt Bacharachs Musik das Brechtsche Ideal des Einfachen, das schwer zu machen ist.