Lee Friedlander im C/O Berlin: Schräger Blick auf eine schräge Welt
Frankfurter Rundschau
Der Fotograf Lee Friedlander mit visuellen Spielen aus sechs Jahrzehnten bei C/O Berlin.
Schwarze Galeriewände, runtergedimmtes Licht, bewusst gesetzte Spots – das fotografische Universum Lee Friedlanders ist eine abenteuerliche Mischung aus Sachlichkeit und Magie. Die zumeist in Schwarz-Weiß aufgenommenen Motive des 1934 in Aberdeen, US-Bundesstaat Washington, geborenen Fotografen erzählen von einem Künstler, dessen Neugier von der Conditio Humana getrieben wird. Sein Werk löst gerade darum manchmal Heiterkeit aus und gelegentlich auch leichtes Unbehagen.
Der Fotogalerie C/O in Berlin ist es gelungen, Serien und Einzelaufnahmen Friedlanders aus 60 Jahren, die meisten aus der Fraenkel Gallery in San Francisco, zu leihen. Der stilistisch von Diane Arbus, Robert Frank und Garry Winogrand geprägte Fotograf ist bis heute fast täglich mit der Kamera unterwegs. Er verbindet intuitive Experimentierfreude mit kulturellen Referenzen. Diese Bilder sind von visueller Essenz und haben einen hohen Wiedererkennungswert. Sie zeigen und verbergen und dienen so als Fenster zu verschiedenen Lebenswelten. Hinzu komme, sagt Friedlander, immer auch der Zufall. Und so setzt er seit den 50er Jahren die amerikanische Geschichte des öffentlichen Raumes ins Bild. Als einer, der sich beim Fotografieren unsichtbar macht, sich nicht aufdrängt, nicht effektvoll inszeniert.
Es sind gleichsam fotografische Sozialstudien anhand von Schaufenstern, Straßenszenen, Menschen im Raum. Das Beiläufige, manchmal auch Pragmatisch-Kuriose im Alltag wird auf einmal wichtig, bekommt eine sonderbare, auch komische Bedeutung.