Jetzt geht es wirklich um Nummer 21
Süddeutsche Zeitung
Rafael Nadal kämpft am Sonntag um den Grand-Slam-Sieg, mit dem er Djokovic und Federer abhängen würde. Doch sein Kontrahent Daniil Medwedew ist geübt darin, großen Gegnern in die Parade zu fahren.
Möglicherweise dachte Rafael Nadal in dieser Sekunde, die TV-Kamera würde ihn mal nicht filmen. Nachdem er sich, die Faust emporgereckt, den jubelnden Zuschauern auf dem Platz präsentiert hatte, war er zu seiner Bank zurückgekehrt. Und dann steckte er, der 20-malige Grand-Slam-Gewinner, seinen Kopf in ein Handtuch. Im Fernsehen sah es aus, als weinte er.
Später gab sich Nadal, wieder gefasst, völlig unwissend, was da gewesen sei. Aber emotional bewegt, ja, das sei er schon. Mit dem 6:3, 6:2, 3:6, 6:3-Sieg gegen den Italiener Matteo Berrettini hatte er ja fürwahr wieder Erstaunliches geleistet.
Ashleigh Barty erreicht in Melbourne mit ungebrochener Leichtigkeit das Endspiel und schickt sich an, erste einheimische Siegerin seit 1978 zu werden. Im Finale wartet allerdings die formstarke Danielle Collins. Von Milan Pavlovic
Nadal hat nun sein 29. Grand-Slam-Finale erreicht. Sein sechstes in Melbourne. Das gewonnene Halbfinale in der Rod Laver Arena war sein 500. Sieg bei einem Hartplatz-Match. Wenn einer der großen Drei - Djokovic, Federer, Nadal - erfolgreich spielt, tauchen von allein die Bestmarken auf. Und was sagt man dann? "Für mich ist das komplett unerwartet", sprach Nadal, "ich bin super glücklich." Als hätte er gerade den Durchbruch geschafft und sei nicht am Ende einer einmaligen Karriere angelangt. Denn das ist er. Mehr denn je.
Scheibchenweise, nach jeder überstandenen Runde, hatte Nadal in Melbourne zu verstehen gegeben, dass er es für ein Wunder halte, es überhaupt als Teilnehmer zum Turnier geschafft zu haben. Sechs Monate hatte er seinen Beruf nicht ausgeübt, ein Leiden am mittleren Fußknochen, das Müller-Weiss-Syndrom, 2005 erstmals diagnostiziert, zwang ihn zur Pause. Das Coronavirus erwischte ihn auch noch, einige Tage lag er im Dezember flach.