Iranischem Nationalteam droht Ärger in der Heimat
n-tv
Mehrere europäische Großverbände verzichten nach diffusen Drohungen der FIFA auf das Tragen einer bestimmten Kapitänsbinde. Das iranische Nationalteam setzt dagegen ein starkes gesellschaftliches Zeichen bei der umstrittenen Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Dafür droht dem Team mehr Ärger als eine Gelbe Karte.
Die Spieler der iranischen Nationalmannschaft haben beim WM-Auftaktspiel gegen England die Nationalhymne nicht mitgesungen. Iranische Aktivisten sehen darin eine Geste der Unterstützung für die landesweiten Proteste im Land. Sie hatten vor der Partie auf eine Solidaritätsbekundung der Spieler gehofft. Der iranische Staatssender unterbrach die Live-Übertragung bei der Hymne. Den Spielern könnten nun Konsequenzen drohen. Im Iran war spekuliert worden, dass sie möglicherweise gesperrt werden, sollten sie bei der Hymne schweigen.
Der iranische Kapitän Ehsan Hajsafi hatte am Sonntag sein Beileid für die trauernden Familien der Opfer im Iran ausgedrückt. Die Mannschaft habe zu akzeptieren, dass die Bedingungen im Land nicht gut und die Menschen nicht glücklich seien. Darüber seien sich die Spieler bewusst. Bei den landesweiten Protesten im Iran sind bislang nach Schätzungen von Menschenrechtlern mindestens 360 Menschen getötet worden.
Der Tod einer jungen Frau im Polizeigewahrsam löste die schwersten Proteste seit Jahrzehnten aus. Der Sicherheitsapparat reagierte mit äußerster Härte. Das Entsetzen über die vielen getöteten Demonstranten war groß. Und mit Waffenlieferungen an Russland für den Krieg in der Ukraine wächst der Druck im Land und international.