Infantino verabschiedet Messi ins Ungewisse
n-tv
Lionel Messi ist der Beste seiner Zunft. Die Auszeichnung als FIFA-Weltfußballer hat schon den Hauch von einer Lebenswerk-Ehrung. Die Gala in Paris läuft routiniert ab, auch weil der Verbandsboss sich lieber mit den Stars schmückt und eine große Chance verpasst.
Wer ist der beste Fußballer der Welt? Es ist die ewig große, die ewig umstrittene Frage. Am Montagabend wurde sie mit Lionel Messi beantwortet. Der Argentinier hatte seine herausragende Karriere Mitte Dezember mit dem WM-Titel gekrönt. Es war der letzte gewichtige Titel im Weltfußball, den "La Pulga" noch nicht abgegriffen hatte. Seither gilt die Laufbahn des 35-Jährigen als endgültig vollendet. Doch an großen Aufgaben mangelt es ihm nicht. In der kommenden Woche kämpft er mit Paris St. Germain darum, den FC Bayern aus der Champions League zu kegeln. Ein 0:1 aus dem Hinspiel muss wettgemacht werden. Messi nahm die Geschehnisse auf der Bühne der "The Best"-Gala in Paris gelassen hin. Zum bereits siebten Mal hatte er die Wahl der FIFA gewonnen.
Es war womöglich das letzte Mal. Denn längst ist nicht klar, wie es für Messi weitergeht. Sein Vertrag in Paris läuft aus, die Verhandlungen laufen Medienberichte zufolge zäh. Der FC Barcelona flirtet immer wieder mit der Idee, den verlorenen Sohn heimzuholen. Und aus der amerikanischen Major League Soccer und von der arabischen Halbinsel sollen immer wieder unwiderstehliche Anfragen hereinflattern. Abkassieren im Exil oder doch nochmal ein paar epochale Heldentaten bei einem Großklub als Ziel ausrufen? Das ist die Frage. Cristiano Ronaldo, sein ewiger Rivale, hatte diese im Spätherbst 2022 für sich beantwortet. Er reüssiert in Saudi-Arabien. Aus dem FIFA-Kosmos, dessen schillernder Star er fast zwei Jahrzehnte lang war, ist er verschwunden. In Paris war er nun nicht zugegen. Ein Abend der Legenden ohne Ronaldo, mehr Zeitenwende im Fußball geht nicht.
Und so gewinnen auch die Worte von FIFA-Boss Gianni Infantino eine gewisse Doppeldeutigkeit, wenn er sagt, dass Messi nun "offiziell bester Spieler der Welt" ist. In erster Linie ist das ein Seitenhieb in Richtung "Ballon d'Or", dem konkurrierenden Weltfußballer-Wettbewerb, der ein deutlich höheres Renommee genießt. Für Infantino, den Allmächtigen, ein Graus. Das Beste der (Fußball)-Welt soll mit seinem Namen verbunden sein, daher auch der Name dieser Gala. Und so überlässt er den Protagonisten die Bühne freilich nicht. Zur Eröffnung spricht er, beim Ehrenpreis für den verstorbenen Pelé bietet er sich der Witwe als anteilnehmender Freund an und als die Weltfußballerin und der Weltfußballer gekürt werden, übernimmt er die Verkündung höchst selbst.