Im Stich gelassen vom FBI
Süddeutsche Zeitung
Turnerin Simone Biles und drei ehemalige Kolleginnen fühlen sich vom FBI verraten, weil leitende Mitarbeiter Vorwürfe im Missbrauchsskandal um Larry Nassar nicht ernst genommen haben. Die Versäumnisse quälen sie bis heute.
Auch jetzt saß sie wieder bei den anderen im Gericht. Vor sieben Wochen noch turnte Simon Biles bei den Olympischen Spielen in Tokio, gewann Bronze am Schwebebalken, es war ein hartes Comeback. Die 24-Jährige war psychisch stark belastet, doch Biles wollte wieder turnen, sie fürchtete, sonst ihre Stimme zu verlieren in dem Prozess, der sie schon Jahre begleitet. "Survivor" nennen sie sich, die von Larry Nassar, dem früheren Arzt des US-Verbandes, systematisch missbraucht wurden. "Ich dachte, wenn keine der Überlebenden noch weiter im Sport dabei ist, werden sie es einfach beiseite schieben", sagte Biles einmal dem Sender NBC zu ihrem Entschluss, noch einmal bei Olympia anzutreten. Das Beiseite-Schieben hatte schließlich System, beim Turnverband (USAG), beim Olympischen und Paralympischen Verband (USOPC) - und sogar beim FBI.