
"Goebbels selbst war ganz begeistert"
n-tv
Die sogenannte Sportpalastrede, die Hitlers Propagandaminister am 18. Februar 1943 hielt, gilt als Musterbeispiel der perfekten Manipulation. Ein Irrtum, sagt der Historiker Peter Longerich, der gerade ein Buch nur über diese Rede geschrieben hat. Es ist die Rede, in der Goebbels das Publikum fragte, ob es den "totalen Krieg" will, und darauf "Ja" zur Antwort bekam. In der Bevölkerung insgesamt war die Wirkung der Rede weniger durchschlagend: Die Wirkung der Rede sei schnell verpufft, sagt Longerich.
ntv.de: Herr Longerich, kann man einschätzen, wie sehr die Deutschen den "Führer" und den Krieg Ende 1942 unterstützten?
Peter Longerich: Zufällig schreibe ich gerade an einem Buch über die Unterstützung der Nationalsozialisten im Dritten Reich. Die weit verbreitete Annahme, dass die Bevölkerung ganz überwiegend, ja zu 80 oder 90 Prozent, hinter dem "Führer" stand, halte ich für überzogen. Natürlich hatte der Nationalsozialismus nach 1933 eine solide Anhängerschaft. Aber es gab auch viele, die das Regime ablehnten oder die mehr oder weniger indifferent eingestellt waren. Im Rahmen der Sommeroffensive 1942 hatte es in der Bevölkerung vielfach die Hoffnung gegeben, dass Deutschland den Krieg doch noch gewinnen könnte. Aber nach der Stalingrad-Niederlage kippte die Stimmung.
Konnte Goebbels mit seiner Sportpalastrede daran etwas ändern?
