Gladbach ist die Mogelpackung der Saison
Süddeutsche Zeitung
Die Borussia präsentiert sich beim Pokal-Aus gegen Zweitligist Hannover erneut desolat. Besonders die anhaltende Ambitionslosigkeit des Teams gibt großen Anlass zur Sorge - Sportchef Eberl wirkt angefasst.
"Ich bin sehr sauer", sagte Adi Hütter. Er sagte es ganz ruhig. Er hatte kein hochrotes Gesicht. Er benutzte keine Kraftausdrücke. Man merkt dem Trainer von Borussia Mönchengladbach eigentlich nie an, wie er sich gerade fühlt. Man muss ihm schon glauben, wenn er sagt, dass er sauer sei, und der Anlass dazu war ja auch durchaus gegeben.
Gladbach hatte das DFB-Pokal-Achtelfinale beim Zweitligisten Hannover 96 mit 0:3 verloren. Die Blamage fällt noch schlimmer aus, wenn man weiß, dass Gladbach das Spiel auch 0:6 hätte verlieren können. Es ist noch immer dieselbe Mannschaft, die vor 15 Monaten Inter Mailand und Real Madrid Punkte abgeluchst und zwei Mal Schachtor Donezk düpiert hat. Dieselbe Mannschaft, die damals unter dem Trainer Marco Rose den Einzug ins Achtelfinale der Champions League mit überschwänglichen Tänzen zelebriert hat. Dieselben Spieler.
Im Pokal-Achtelfinale scheidet die Borussia durch ein 0:3 gegen den Zweitligisten aus. Leipzig setzt sich gegen Hansa Rostock durch. Freiburg brilliert bei der TSG Hoffenheim.
Doch am Mittwochabend in Hannover wirkten diese Spieler schon wieder blass, lethargisch und ambitionslos. Es sind dieselben matten Fußballer, die von den vergangenen acht Pflichtspielen sechs verloren haben, die in der Bundesliga nur noch gegen den Abstieg kämpfen und nun die große Chance verstreichen ließen, in einem Pokalwettbewerb ohne übermächtige Favoriten den ersten Titel seit 27 Jahren für diesen Verein zu gewinnen. "Ich versteh's einfach nicht", sagte nach dem Spiel der Kapitän Lars Stindl. Auch ihm war die große Verzweiflung nur bedingt anzumerken. Man musste ihm schon glauben, wenn er sagte, dass ihm das Verständnis fehle.
Es gibt bei Borussia Mönchengladbach zurzeit nur einen Mann, dem man die Verzweiflung geradezu körperlich anmerkt. Am Tag vor dem Pokalspiel hatte der Sportdirektor Max Eberl in der Pressekonferenz den Eindruck erweckt, als wolle er sich gleich vom Podium stürzen. Der sonst so redselige Bayer hatte sich nur ganz wenige Wörter herausgepresst, hatte den Trainer Adi Hütter zwei Mal versehentlich "Dieter" genannt und machte einen bedenklichen Eindruck.