"Gegen Wales ausscheiden, das geht nicht mehr"
n-tv
Heute spielt die Ukraine um den Einzug in die Fußball-WM. Nach dem Erfolg gegen Schottland hat die Partie gegen Wales für das von Russland angegriffene Land eine enorme symbolische Bedeutung. Unklar ist allerdings, wie es mit dem ukrainischen Fußball weitergeht.
Auf den frühen Start des Spiels freuen sich die Ukrainer ganz besonders. Das letzte und entscheidende Spiel um die Qualifikation für die Fußball-WM fängt bereits um 19 Uhr Ortszeit an (18 Uhr MESZ). Da die Sperrstunde in Kiew erst um 23 Uhr beginnt, können die Hauptstädter dieses Mal, anders als im Fall des gewonnenen ESC vor einigen Wochen, das Spiel gegen Wales selbst im Fall einer Verlängerung in der Kneipe verfolgen. Es ist eine skurrile Euphorie, Fußball im Krieg zu erleben. In der vergangenen Nacht gab es in Kiew erstmals seit fünf Wochen wieder Raketeneinschläge, viele Menschen wurden um 6 Uhr durch Explosionen geweckt.
Vor dem Spiel gegen Schottland, das für die Ukraine mit einem souveränen 3:1-Sieg endete, waren die ukrainischen Fans noch zurückhaltend. Man wusste schlicht nicht, was von der eigenen Mannschaft zu erwarten war. Mehr als die Hälfte der Nationalspieler hatte seit Beginn der russischen Invasion Ende Februar kein offizielles Spiel absolviert. Die Ukrainer, die in europäischen Ligen spielen, konnten nicht mal ein einziges Freundschaftsspiel zusammen mit dem zu Hause spielenden Teil des Teams absolvieren. Niemand hatte eine Ahnung, wie gut die Mannschaft vorbereitet ist und ob sie die Spielbelastung körperlich aushält.
Doch das Team von Oleksandr Petrakow, der die U20-Mannschaft 2019 zum historischen Weltmeistertitel geführt hatte und im vergangenen Jahr das Traineramt vom ukrainischen Nationalhelden Andrij Schewtschenko übernahm, überzeugte mit schnellem Umschaltspiel im Mittelfeld. Petrakow hatte sich zu Beginn des russischen Überfalls freiwillig bei der territorialen Verteidigung gemeldet, wurde wegen seines Alters - er ist 64 - jedoch abgelehnt.