Frankfurter Wissenschaftlerin beteiligt an spektakulär winziger Entdeckung
Frankfurter Rundschau
Ein internationales Team von Forscher:innen, darunter Adrienne Jochum aus dem Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, entdeckt die kleinste Schnecke der Welt.
Frankfurt – Gerade einmal 0,46 bis 0,57 Millimeter misst Angustopila psammion und ist damit kleiner als ein durchschnittliches Sandkorn. Ein internationales Team von Wissenschaftler:innen um Adrienne Jochum vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, dem Naturhistorischen Museum und der Universität Bern hat in Höhlensedimenten aus Vietnam die kleinste bekannte Landschnecke der Welt entdeckt. In Proben aus Laos fanden die Forschenden zudem eine ebenfalls winzige Schnecke, die ihre Schale mit fein angeordneten Kotkörnern schmückt, sie heißt Angustopila coprologos. Ihre Erkenntnisse wurden im Fachjournal Contributions to Zoology veröffentlicht.
Die kleinste Landschnecke entdeckten die Wissenschaftler:innen in Höhlensedimenten aus der Provinz Quang Ninh in Nordvietnam. Vorher hatten sie unter Felsen und in Höhlen gesammelte Proben in einem Wasserbehälter gewaschen. Den Schaum, der sich auf der Oberfläche gebildet hatte, ließen sie trocknen. Aus den Überresten bargen die Forschenden dann die winzigen Schneckenhäuser.
„Unsere Entdeckung hat sofort die Frage nach den evolutionären Mechanismen aufgeworfen, die dazu führen, dass einige Schnecken so eine geringe Größe besitzen“, erzählt Adrienne Jochum. Am plausibelsten erscheine es, „dass die winzigen Schnecken zuvor unbesetzte Nischen nutzen“. So könnten sie aufgrund ihrer geringen Größe sowohl in engen Räumen nach Nahrung suchen als auch Partikel fressen, die für größere Tiere nicht interessant seien.
Außerdem biete die kleine Gestalt den Schnecken den Vorteil, sich vor Fressfeinden verstecken zu können. Oft seien sie sogar so klein, dass sie als Nahrung „nicht interessant“ seien, sagt Adrienne Jochum. Dass sich in Zukunft noch kleinere Landschnecken finden werden, könnten sich die Forschenden kaum vorstellen, Angustopila psammion liege schon an der Untergrenze.
Mit 0,49 bis 0,58 Millimetern nur unwesentlich größer ist Angustopila coprologis aus Laos. Bei ihr gibt es indes ein Merkmal, das noch ungewöhnlicher ist als ihre Winzigkeit: Sie schmückt ihr feines, porzellanartiges Gehäuse mit Kotkörnern, die in einem strahlenförmigen Muster angeordnet sind, wie Perlen an einer Halskette. Warum sie das tut? Dass es eine optische Tarnung sein soll, davon geht Jochum nicht aus, das ergebe bei so extrem kleinen Schnecken keinen Sinn. Sie vermutet, dass die Tiere den Schmuck nutzen, um Geschlechtspartner anzulocken. Zudem könnten die Kotkörnchen auch als „Mini-Schwämme“ fungieren, die der Schnecke helfen, „Feuchtigkeit zu erhalten und sie nicht austrocknen zu lassen“. (Pamela Dörhöfer)