Ex-Häftling sorgt für Wut im Schach
n-tv
Das "Tata Steel Chess"-Turnier zählt zu den prestigeträchtigsten Events des Schach-Kalenders. Die diesjährige Ausgabe hat zwar gerade erst begonnen, ist aber in Norwegen schon heftig in den Schlagzeilen. Grund ist ein Experte, den der TV-Sender "TV2" für seine Übertragungen engagiert.
Spätestens seit dem beispiellosen Siegeszug von Weltmeister Magnus Carlsen ist Schach in Norwegen zum Nationalsport geworden. Wichtige Spiele des Superstars werden live und in voller Länge im TV übertragen, die Einschaltquoten gehen regelmäßig durch die Decke. Die Übertragungsrechte am derzeit in den Niederlanden stattfindenden "Tata Steel Chess"-Turnier liegen beim TV-Sender TV2. Und dieser sieht sich in diesen Tagen heftiger Kritik ausgesetzt. Der Grund: Der Sender engagierte mit David Toska einen Experten, der vor einigen Jahren am größten Raubüberfall der norwegischen Geschichte beteiligt war.
Im April 2004 war Toska Mitglied der Verbrecherbande, die den sogenannten "NOKAS-Überfall" durchführte, bei dem der Polizist Arne Sigve Klungland erschossen und insgesamt zehn Millionen US-Dollar entwendet wurden. Von einigen Medien wurde er gar als "Mastermind" und Drahtzieher des Überfalls bezeichnet. Dass nun ausgerechnet Toska, der 2007 zu einer Gefängnisstrafe in Höhe von 20 Jahren verurteilt und 2018 vorzeitig auf Bewährung entlassen wurde, als TV-Experte für ein Schachturnier engagiert wurde, hat in Norwegen für einen Sturm der Entrüstung gesorgt.
Von "Geschmacklos" mit "Skandal" reichten die Überschriften in der norwegischen Presse, die nicht nur an das Opfer des Überfalls, sondern auch an die Mitarbeiter der Firma erinnerten, die bis heute unter den Folgen des Verbrechens leiden. Ein Sponsor des TV-Senders zog umgehend Konsequenzen und beendete die Zusammenarbeit mit TV2. Als "zynisch und völlig unnötig" bezeichnete Opfer-Anwalt Paal Behrens das Engagement Toskas gegenüber "Dagbladet".