Ein Film, der sich größtmöglicher Stille hingibt
Die Welt
Kiyoshi Kurosawa ist ein Großmeister des stillen Schreckens. Sein neuer Film erzählt von einer jungen Frau, die eine Kamera braucht, um sprechen zu können und sich sicher zu fühlen. Warum? Kurosawa schweigt sich aus.
Anders als die Literatur muss der Film in die Trickkiste greifen, um erfahrbar zu machen, was in den Köpfen seiner Figuren vor sich geht. Vom „stolzen Licht“, schrieb schon Goethe, dass es „verhaftet an den Körpern klebt“. Der Dichter hatte natürlich keinen blassen Schimmer, wie eine Kamera funktioniert. Über seine Einsicht kommen die Regisseure aber nur schwerlich hinaus.
Sie können, wie David Lynch, Albträume drehen oder den Dingen auf die Pelle rücken, bis ihre Konturen verschwimmen. Sie können, wie Terrence Malick, die Welt kippen, sodass die Zuschauer wie auf stürmischen Wogen herumgewirbelt werden. Sie können, wie Ingmar Bergman, Symbole auf engstem Raum drapieren, bis ihr Sinn auch dem Letzten dämmert. Seit der Film über Ton verfügt, macht der Dialog den Bildern Konkurrenz. Deshalb erschien er vielen frühen Filmemachern als unstatthafte Abkürzung zur gelungenen Interpretation, als feindlicher Agent einer fremden Macht.