
Ein Bild von Raffael? Die KI ist sich sicher, die Kunsthistoriker sind es nicht
Die Welt
Seit Jahrzehnten kämpft ein Privatmann um den Beweis, dass es sich bei seinem Marktfund um einen echten Raffael handelt. Im Frühjahr ist er verstorben. Ausgerechnet jetzt wächst das Vertrauen in die Künstliche Intelligenz – und sie hat viel über den Wert des Gemäldes zu sagen.
Es ist Maria, deren Blick sich hier so zärtlich-zerbrechlich im Nichts verliert, dass man es kaum aushält. Anmut und Würde – diese feinsinnigen Eigenschaften der Malerei des italienischen Renaissancemeisters Raffael lassen uns dieses Gemälde genießen. Ihre für den Maler so charakteristisch eng stehenden Augen schauen gutmütig, aber auch ein wenig scheu. Trotz dieser augenscheinlichen mystischen Abwesenheit geht sie auf in der fürsorgenden Rolle für ihr Kind: Das Jesuskind, proper und nackt, ruht sichtbar in sich.
Maria ist ganz die Mutter, die das Kind im Zentrum hält. Wunderbar drückt sich diese dienende Haltung in der Handpartie aus: Das Kind hält sie, die Mutter aber klammert nicht, ist Stütze und Halt. Das war es aber schon mit der Begeisterung. Der Rest des Bildes ist weniger meisterhaft: Der Blick von Johannes dem Täufer hat kein Ziel, und auch dessen Mutter Elisabeth fängt den Blick des Jesuskindes nicht ein.
