Duma-Abgeordneter will Schoigu einbestellen
n-tv
Kritik an der eigenen Armee ist in Russland eine Straftat. Doch die jüngsten Rückschläge in Charkiw sind derart bedrohlich, dass die Suche nach einem Schuldigen läuft. Ein Duma-Abgeordneter schlägt vor, Verteidigungsminister Schoigu vorzuladen.
Das russische Parlament erwägt einem Medienbericht zufolge die Vernehmung des Verteidigungsministers Sergej Schoigu. Der Rat der Staatsduma werde die Angelegenheit am Montag diskutieren, zitiert die russische Zeitung "Kommersant" den Vorsitzenden der kleinen kremlnahen Partei Gerechtes Russland, Sergej Mironow. Es ist untypisch für die Staatsduma, einen Verteidigungsminister vorzuladen.
Nachdem die russische Armee große Teile der ukrainischen Region Charkiw durch die Gegenoffensive der Ukrainer verloren hat, wurden die Streitkräfte in Russland zuletzt offen kritisiert. Experten, Analysten, Blogger und Funktionäre überzogen zuletzt in Fernsehsendungen und Onlinenetzwerken das Vorgehen der Armee mit einer Welle der vernichtenden Kritik, wie sie bislang unvorstellbar war.
Besonders harte Vorwürfe gegen die russische Armee kamen etwa von Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow. In einer Sprachnachricht an seine 2,4 Millionen Anhänger auf Telegram prangerte der Hardliner die "Fehler" russischer Generäle an. Wenn sich nichts ändere, "werde ich gezwungen sein, mich an das Verteidigungsministerium und die Führung des Landes zu wenden, um die vor Ort herrschende Lage zu erläutern", sagte er.