Drei tote Fußgänger: Nebenklage spricht von Mord
n-tv
Vorsätzlicher Mord - diesen Vorwurf erhebt die Nebenklage gegen einen 26-jährigen Autofahrer. Er hat laut Anklage in Neumünster drei Menschen überfahren. Die Verteidigung widerspricht entschieden.
Kiel (dpa/lno) - Im Prozess um den Tod von drei Fußgängern in Neumünster hat die Nebenklage überraschend einem angeklagten 26-jährigen Autofahrer Mord vorgeworfen. Die Verteidigung wies den Antrag am Donnerstag umgehend zurück. Der Altenpflegehelfer muss sich vor dem Kieler Landgericht wegen eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens verantworten. Nach Ansicht des Gerichts kommt aber auch eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung in Betracht.
"Der Angeklagte ist des Mordes hinreichend tatverdächtig", begründete Nebenkläger-Anwalt Atilla A. Aykaç seinen Antrag. Er bezog sich vor allem auf einen gerade erst zugänglich gemachten Chatverlauf, eine mögliche andere Deutung der Reifenspuren und Äußerungen des Angeklagten am Unfallort. Alle Nebenkläger forderten, das Verfahren an das für Mord zuständige Schwurgericht zu verweisen.
Verteidiger Martin Schaar wies den Mordvorwurf als "absolut abwegig" zurück. "Der Antrag dient nichts anderem als Stimmungsmache" gegen seinen Mandanten, sagte er am Rande der Verhandlung. Die Staatsanwaltschaft nahm zunächst nicht Stellung. Das Gericht will sich am 7. Oktober 2022 dazu äußern.