Die unglaubliche Reise des Größten aller Zeiten
n-tv
Ein Fahrrad in Louisville, die Weltmeisterschaft im Schwergewicht, ein Kampf gegen die mächtigste Regierung der Welt, viele Frauen, eine schwere Krankheit - und doch jede Menge Glück. Das Leben Muhammad Alis ist Drama, Thriller und Märchen zugleich. Heute wäre er 80 Jahre alt geworden.
Joe Frazier kannte das Ghetto. In den rauen Straßen Philadelphias lernte der Mann, der Muhammad Alis großer Rivale um den Boxtitel aller Klassen werden sollte, das Leben und Überleben. Fressen oder gefressen werden, lautete das Gesetz des Ghettos. Und Frazier verstand es.
"Was zum Teufel weiß der schon vom Ghetto?", entfährt es dem Schwergewichts-Champion daher Anfang 1971, als man ihm zu Ohren trägt, was sein Herausforderer um die WM-Krone verkündet. "Ich kämpfe für den kleinen schwarzen Mann im Ghetto", hatte Muhammad Ali vor dem "Kampf des Jahrhunderts" im New Yorker Madison Square Garden in seiner unnachahmlichen Art herausposaunt und Frazier damit indirekt zum Favoriten des weißen Amerika erklärt. Einem Amerika, das Ali in jenen Tagen nichts lieber wünscht als eine Tracht Prügel.
Frazier hatte allen Grund sauer zu sein. Denn Muhammad Ali kam in der Tat nicht aus dem Ghetto. Die Geschichte des "Größten" beginnt in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky. Hier wächst Ali, Jahrgang 1942, getauft als Cassius Marcellus Clay jr., in behüteten Verhältnissen auf. Der Vater ist Schildermaler und bringt ein geregeltes Einkommen nach Hause. Sonntags geht es in die Kirche, unter der Woche besucht Cassius die High School. Es ist fast so etwas wie eine "schwarze Mittelklasse", der die Clays angehören. Das Philadelphia-Ghetto, in dem sich etwa zur selben Zeit Joe Frazier durchschlagen muss, ist für den jungen Cassius jedenfalls weit weg.