Die Masterclass des Nico Schlotterbeck
n-tv
Kopfball im Rückwärtslaufen, Rettung für den geschlagenen Torwart, eine traumhafte Grätsche: Nico Schlotterbeck liefert im DFB-Pokalfinale eine herausragende Leistung. Allerdings verpasst es der SC Freiburg, diese auch zu belohnen.
Nach 120 kräftezehrenden Minuten und einem Elfmeterschießen, das für seinen SC Freiburg tragisch geendet war, steht Nico Schlotterbeck alleine vor der Ostkurve des Berliner Olympiastadions. Während die Mannschaft nach der bitteren Niederlage im ersten DFB-Pokalfinale der Klubgeschichte wieder in Richtung des Rasens trottet, bleibt der Innenverteidiger ein wenig länger. "Schlot-ter-beck, Schlot-ter-beck, Schlot-ter-beck", rufen die Fans wieder und wieder, und feiern damit den Mann, dessen herausragende Leistung in diesem Endspiel den Sport-Club so nah an seinen ersten großen Titel überhaupt geführt hat wie nie zuvor.
Während sich die Nacht langsam über die Hauptstadt legt, steht Schlotterbeck nun also da. Es wirkt ein bisschen so, als wüsste er nicht genau, was er in diesem Moment empfinden soll. Da ist die Erschöpfung nach diesem kräftezehrenden Finale. Die Trauer, die Enttäuschung und der Ärger darüber, trotz Führung und mehr als 60-minütiger Überzahl am Ende als Verlierer vom Platz zu gehen. Aber auch der Stolz, eine großartige Saison gespielt zu haben, an der selbst die Niederlage an diesem sommerlich-windigen Samstagabend nichts mehr ändert.
"Emotional bin ich leer", sagt Schlotterbeck anschließend dem Südwestrundfunk, was bei genauerem Betrachten seines außerordentlichen Pensums nicht verwundert. Denn in den fast drei Stunden zwischen Anpfiff um 20 Uhr und dem entscheidenden Elfmeter-Fehlschuss um 22.47 Uhr liefert der 22-Jährige das ab, was sich im englischsprachigen Raum schlicht als "Masterclass" zusammenfassen lässt. Frei übersetzt ist das eine Meisterleistung, die zugleich als Lehrbeispiel taugt. Wer also einen modernen Verteidiger beobachten will, sollte sich eine Aufzeichnung dieses Finals anschauen.