Die Macht des afrikanischen Lewandowski
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Beim FC Bayern ist er neben Jamal Musiala die Sensation der bisherigen Saison: Eric Maxim Choupo-Moting hat Starstürmer Robert Lewandowski beim Rekordmeister auf beeindruckende Weise vergessen lassen. Nur soll er auch Kamerun beflügeln. Doch das Land wiederholt die alten Fehler.
Eric Maxim Choupo-Moting besitzt offenbar sehr viel Macht. Weil er beim Afrika-Cup Anfang dieses Jahres in den entscheidenden Spielen nicht auf dem Platz stand, sich darüber offen und laut beklagte, das Spiel um Platz drei boykottierte und daraufhin krachend Abschied von seiner Karriere im Nationaltrikot nahm, aber auch (oder vor allem) weil seine Nationalmannschaft im Halbfinale des Heimturniers gescheitert war, flog Kameruns Trainer Toni Conceicao auf Geheiß von Staatspräsident Paul Biya aus dem Amt.
Die "Löwen" waren wieder einmal an den gigantischen Erwartungen zerbrochen. Gelernt hat das Land daraus nicht. Bei der Weltmeisterschaft in Katar nun fordert Volksheld und Verbandschef Samuel Eto'o den Einzug ins Finale. Und auch Rigobert Song, den man noch als kultigen Innenverteidiger des 1. FC Köln kennt, hat ähnlich absurde Ambitionen. Er ruft mindestens das Halbfinale aus. Die Legenden in Kamerun sind sich einig. Und sie sind sich einig, dass der zurückgekehrte Choupo-Moting der Mann ist, der diese wundersamen Dinge möglich machen soll. Der Hochgelobte ist mit den Prognosen etwas vorsichtiger, man könnte sagen: realistischer: "Wir müssen Schritt für Schritt gehen. Aber natürlich wollen wir weiterkommen." Die letzten WM-Auftritte der Kameruner waren eher unglücklich. In Russland nicht qualifiziert, davor Gruppenletzter, Gruppenletzter, nicht qualifiziert.
Beim FC Bayern hat der 33-Jährige tatsächlich Wunderdinge vollbracht. Als sich rund um München eine hitzige "Neuner"-Debatte entsponnen hatte, als Trainer Julian Nagelsmann seine Aversion gegen den Zentrumsstürmer überwinden musste, da bot sich Choupo-Moting als Problemlöser an. Wohl niemand hatte erwartet, dass dieses Angebot zum Mega-Schnäppchen des internationalen Fußballs werden würde. Aus dem eigenen Bestand löste der Rekordmeister seine Ergebnis- und Sinnkrise. Nick Salihamidžić, Nachwuchsfußballer beim FC Bayern und munter twitternder Sohn des Sportvorstands, warf gar die Frage auf, ob Choupo-Moting der derzeit beste Neuner der Welt sei. Angesichts von Erling Haaland, Lewandowski, Karim Benzema, Kylian Mbappé und wie sie sonst alle heißen mögen, war das doch ein wenig tollkühn formuliert.