
Die Gefängnisse füllen sich mit Regisseuren
Die Welt
Lange genossen Filmemacher im Iran ihre Freiheiten, solange sie den Gottesstaat nicht infrage stellten. Das ist jetzt endgültig vorbei. Die Lage zwingt die Künstler zu folgenreiche Entscheidungen – auch einen zweifachen Oscar-Gewinner.
Elf Jahre ist es her, da saß der Regisseur Asghar Farhadi auf der Terrasse des Berliner Literaturhauses, Zigarette in der Hand, Himbeertarte vor sich auf dem Tisch. Ein paar Monate davor hatte er auf der Berlinale als erster Iraner den Hauptpreis eines der großen Festivals gewonnen, jetzt war er mit einem Stipendium zurückgekehrt, um ein Drehbuch zu schreiben.
Großes lag vor ihm. Ein paar Monate später sollte er für „Nader & Simin“ einen Oscar erhalten. Vier Jahre später folgte der zweite Oscar für „The Salesman“, er war gerade 44, mehr hatte auch Akira Kurosawa während seiner gesamten Karriere nicht gewonnen. Drei Jahre später holte sein „A Hero – Die verlorene Ehre des Herrn Soltani“ den Großen Preis in Cannes, im Jahr darauf wurde er dort in die Jury geladen. Eine Traumkarriere. Wäre da nicht stets die nagende Frage gewesen, wie er es mit der theokratischen Diktatur in seiner Heimat halte.
