Die einschüchternde Macht des VfL Wolfsburg
n-tv
Es ist alles wie immer: Der VfL Wolfsburg feiert, die Gegnerinnen sind chancenlos. So wirkt es zumindest, wenn man sich den Fußball der Frauen in Deutschland anschaut. Die Mannschaft gewinnt ihren achten DFB-Pokal in Folge. Für die Liga bedeutet das wenig Gutes.
Almuth Schult feierte ausgelassen. Nach ihrem letzten Spiel für den VfL Wolfsburg gab es ein Bier auf der Pressekonferenz, noch auf dem Rasen stieß die 31-Jährige, die zum Angel City FC in die USA wechselt, mit Schnaps mit ihren Teamkolleginnen an. Dank eines 4:0-Siegs hatte das Team aus Niedersachsen gerade gegen Turbine Potsdam den DFB-Pokal gewonnen.
Ein Tor hat Schult dabei nicht geschossen, kein Wunder, schließlich ist sie als Torhüterin fürs Toreverhindern zuständig. Dabei hat sie alles versucht. Kurz vor Schluss tauchte sie bei einer Ecke plötzlich im gegnerischen Strafraum auf. So wie es Keeper manchmal machen, wenn ihr Team knapp im Rückstand liegt oder noch auf das Siegtor dringt. Wolfsburg aber führte bereits 4:0 nach Toren von Ewa Pajor (11./33.), Jill Roord (43.) und Dominique Janssen (70.).
"Wir haben in den letzten Wochen im Training ein bisschen rumgeblödelt, ich habe als Feldspielerin mitgemacht und auch mal ein kurioses Seitfallzieher-Tor geschossen", erklärte Schult anschließend. "Da dachten wir, es wäre schön, noch ein Tor für Wolfsburg in einem Spiel zu erzielen. Aber das Timing hat nicht gepasst." Den Vorwurf der Respektlosigkeit handelte sich die Frau ein, die in der gesamten Saison - ach was, ihrer gesamten Bundesliga-Karriere, keine Gelbe Karte kassierte. Nur in der Vorsaison bekam sie im DFB-Pokal-Finale gegen Eintracht Frankfurt die Rote Karte, ihre einzige jemals. Heißt, Schult ist sonst nicht für Unfairness, Provokation oder Respektlosigkeit bekannt. Diese Szene aber erzürnte Potsdams Trainer Sofian Chahed: "Es zollt von Respekt, dass man da einfach im Tor bleibt." Schult entschuldigte sich umgehend: "Es tut mir leid, wenn es bei Potsdam falsch angekommen ist. Es waren die Emotionen des letzten Spiels."
Einer ist noch zu viel: Mit 27 Fußballern bereitet sich die Nationalelf auf die EM-Generalprobe gegen Griechenland vor, aber nur 26 dürfen mit zum Heim-Turnier. Bundestrainer Julian Nagelsmann verrät, dass die Entscheidung schon gefallen ist. Nur Außergewöhnliches könnte noch ein Umdenken erzwingen.