Die beste WM aller Zeiten ist offiziell gescheitert
n-tv
Es gibt unterschiedliche Sichtweisen auf die Fußball-WM in Katar. In der westlichen Welt ist das Turnier heftig umstritten. In der Welt von FIFA-Boss Gianni Infantino wird das Turnier verherrlicht. Die Realität am ersten Spieltag frisst diese Version auf.
Der Fußball-, nunja, Fan (?) im Stadion Al-Bayt hat der Welt am Sonntagabend gezeigt, wie viel Begeisterung in "der besten WM" aller Zeiten steckt. Als nach spätestens 31 Minuten im Eröffnungsspiel klar wurde, dass die Nationalmannschaft von Katar sportlich völlig überfordert ist, sang- und klanglos, eventuell sogar als sportlich schlechtester Gastgeber aller Zeiten, aus dem Turnier scheiden wird, da verließen die Fans (?) des Teams in Scharen das Stadion. Zur Halbzeit war der mächtige Komplex im Norden Katars schon beinahe verwaist und je mehr sich das Spiel dem Schlusspfiff näherte, so leerer wurde das Rund.
Einer, der nicht gegangen war, war Gianni Infantino. Und dessen euphorische Vision von einem Turnier, das die Welt noch nicht gesehen habe, wurde vor den Augen genau jener Welt zerrissen. Die massenweise Flucht der Zuschauer konnte nicht mal die internationale Regie mit geschickten Perspektiven ausblenden. Katar hatte sich von seiner Nationalmannschaft abgewendet. Vermutlich erschrocken, wie schwach dieses Team tatsächlich ist. Aber vielleicht auch in dem Wissen, hier nichts mehr zu verpassen, und stattdessen lieber den geordneten und entspannten Rückzug anzutreten. Denn die Anreise zur Arena glich einem Desaster. An das U-Bahn-System ist das Stadion nicht angebunden, der Bus-Shuttle katastrophal organisiert, die Straße ein Nadelöhr.
In Summe kommt dabei etwas heraus, was null attraktiv ist. Das Al-Bayt droht zum Stimmungsgrab zu werden. Ein, ja, zynisches Bild angesichts der Berichte über die zu Tausenden verstorbenen Gastarbeiter auf den WM-Baustellen. Und für die FIFA ein Desaster. Ein weiteres. Eines, das sich in die Erzählung von den "verstörendsten Spielen aller Zeiten" einreiht. In der Vision der FIFA und allen voran in der ihres selbstverliebten und selbstgerechten Chefs sollten die schillernden Bilder aus dem Emirat alles vergessen machen, was war. All die Kritik an den Spielen, die Infantino am Samstag, noch vor dem ersten Anpfiff, in einer irren Rede angeprangert und in einen bizarren Gegenangriff auf die westliche (Medien)-Welt umgemünzt hatte.