Deutschland kassiert WM-Debakel mit Ansage
n-tv
Mit nur zwei Medaillen kehrt das deutsche Leichtathletik-Team von den Weltmeisterschaften in Eugene zurück. Neben schwachen Leistungen irritiert auch die Kommunikation des Verbandes. Und wirft die Frage auf, ob die Probleme struktureller Natur sind.
Was ist nur los in der deutschen Leichtathletik? Die WM in Eugene endet mit Enttäuschungen in Serie und einem historisch schlechten Medaillen-Ergebnis. Gold für Weitspringerin Malaika Mihambo und Bronze für die Sprint-Staffel der Frauen, das war's. Bei Chefbundestrainerin Annett Stein und Jürgen Kessing, dem Präsidenten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), sorgt das nicht nur für massive Ernüchterung, sondern führt zu einer überraschend deutlichen Abrechnung mit der Hälfte des WM-Teams. "40 bis 45 Prozent der Athleten und Athletinnen haben ihr Leistungsvermögen nicht abgerufen. Mit dem Ausgang der WM sind wir nicht zufrieden, das haben wir so nicht erwartet." Ein krachendes Urteil.
Aber war das wirklich so nicht zu erwarten? Nun, eine Antwort wird spätestens die Heim-EM in drei Wochen in München liefern. Die positive Lesart der Enttäuschung von Eugene wäre dann: Ein großer Teil der deutschen Athleten hat die WM als Durchgangsstation zum Formaufbau genutzt und sieht in den Wettbewerben vor heimischem Publikum den Saisonhöhepunkt. Wenn man aber ehrlich ist, ist das eher eine kühne These. Wahrscheinlicher scheinen strukturelle Fehler in der Verbandspolitik.
Die mahnt auch Weitsprung-Ikone Heike Drechsler an. Bereits zur Halbzeit der WM forderte sie in einem Interview mit der "Thüringer Allgemeinen" als Konsequenz der enttäuschenden Ergebnisse ein Umdenken im Verband. Es müssten professionelle Strukturen geschaffen, Trainer besser bezahlt und die Spitzensportler finanziell abgesichert werden. "Wir verlieren den Anschluss an die Weltspitze. Die deutsche Leichtathletik muss aufpassen, nicht unterzugehen." Drechsler kritisiert auch, dass auf die Erfahrung von ehemaligen Spitzensportlerinnen und Sportler "derzeit keiner im Verband großen Wert" lege.
Einer ist noch zu viel: Mit 27 Fußballern bereitet sich die Nationalelf auf die EM-Generalprobe gegen Griechenland vor, aber nur 26 dürfen mit zum Heim-Turnier. Bundestrainer Julian Nagelsmann verrät, dass die Entscheidung schon gefallen ist. Nur Außergewöhnliches könnte noch ein Umdenken erzwingen.
Vor zwei Jahren in München verfolgen bis zu 40.000 Zuschauer die Wettkämpfe bei den Leichtathletik-Europameisterschaften. Diesmal findet die EM in Rom statt - und in Italien ist das Interesse offenbar deutlich geringer. Darauf deuten massive Rabatte hin und die Weigerung, Verkaufszahlen zu kommunizieren.
Tennisprofi Laura Siegemund hat ihren zweiten Grand-Slam-Titel im Mixed-Doppel gewonnen. Die 36 Jahre alte Doppelspezialistin aus Metzingen setzte sich an der Seite des Franzosen Édouard Roger-Vasselin bei den French Open im Endspiel mit 6:4, 7:5 gegen Desirae Krawczyk (USA) und Neal Skupski (Großbritannien) durch und sicherte sich ihren dritten Titel bei einem Major-Turnier - 2016 hatte die Doppel-Spezialistin schon bei den US Open mit dem Kroaten Mate Pavic triumphiert. Vier Jahre später gelang ihr an selber Stelle der Grand-Slam-Turniersieg im Damen-Doppel mit der Russin Vera Swonarewa.