Deutscher Buchpreis für Antje Rávik Strubel und die „Blaue Frau“: Spielen erwünscht
Frankfurter Rundschau
Antje Rávik Strubel gewinnt den Buchpreis und wünscht uns so viel Beweglichkeit, wie die Sprache schon hat.
Antje Rávik Strubel, die am Montagabend im Frankfurter Römer mit ihrem Roman „Blaue Frau“ (FR. v. 12.10.) den Deutschen Buchpreis gewann, war einerseits sprachlos, andererseits überhaupt nicht. Vielmehr hatte sie eine Rede zur Hand.
Dabei, betonte sie, könne sie nicht einfach ein wenig über Sprache reden, was sie es gerne getan hätte, sondern müsse über jenen Krieg sprechen, der gegenwärtig um Sprache und die Frage geführt werde, wer wir seien, wer wir seien dürften. Dies geschehe mit viel Hass und Gewalt. Das sei zwar normal und Krieg schon um weniger geführt worden. Die Frage sei aber, ob hier nicht das Ende der Meinungshoheit für das Ende der Meinungsfreiheit gehalten werden, so Strubel sehr griffig. Sprache, sagte die 47-Jährige, sei beweglicher und wandelbarer als wir (wir Menschen), die sie doch angeblich erfunden hätten. Sie und Rávik, so Strubel, seien jedenfalls beide Schriftstellerinnen, keine Schriftsteller, und gelegentlich zeichne man sie mit einem Sternchen aus. Das Spielen mit Sprache, sagte sie noch, sei erwünscht. Sie dankte ihrem Verlag S. Fischer, ihrer Agentin und der 2017 verstorbenen Silvia Bovenschen, der das Buch gewidmet ist.
Sprache für die Sprachlosigkeit: Das ist zugleich ein Thema des Romans „Blaue Frau“, einem Buch, in dessen Kern das traumatische Erlebnis einer Vergewaltigung steckt, auf das eine junge Tschechin nur mit einem rigorosen Rückzug reagieren kann.