Das drängende Nachwuchsproblem des DFB
n-tv
Das Debakel bei der Fußball-Weltmeisterschaft bringt auch mal wieder die Probleme im Nachwuchs des DFB zutage. Die Verantwortlichen diskutieren: Wo sind die Mittelstürmer? Wo die Weltklasse-Abwehrspieler? Das Problem ist vielschichtig.
Wer Hansi Flick über Jamal Musiala reden hört, oder über Florian Wirtz, dem wird um die Zukunft des deutschen Fußballs erst einmal nicht bange. "Wir haben schon in den nächsten Jahren richtig gute Talente", sagte der Bundestrainer, nachdem seine Auswahl bei der WM in Katar maßlos enttäuscht hatte. Der Nachsatz des 57-Jährigen bestätigte aber, was den in dieser Frage zerstrittenen Deutschen Fußball-Bund lange beschäftigt: "Da geht es schon in die richtige Richtung, aber wir müssen schauen, was danach kommt. Jamal ist nicht in Deutschland ausgebildet, er ist in England ausgebildet."
Nach der zweiten desolaten WM-Leistung in Folge rückt das 2018 vom DFB und der Deutschen Fußball Liga initiierte "Projekt Zukunft" für den Nachwuchs erneut stärker in den öffentlichen Fokus. Im Kern geht es um Maßnahmen und Umstellungen in der Ausbildung, beispielsweise "altersgerechte Spiel- und Wettbewerbsformen" und weiterführende Trainingsarbeit. Mit aller Macht sollen Talente entdeckt und gefördert werden. Die Umsetzung scheiterte bislang am Widerstand aus den Landesverbänden. Dem Projekt Zukunft fehlt die Einheit.
"Ich habe da von meiner Seite erheblichen Druck drauf gegeben, weil ich glaube, dass wir da zu einem Ergebnis kommen müssen", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Weniger für die Heim-EM 2024, die Flick mit den schon bekannteren Talenten wie die beiden 19-jährigen Musiala und Wirtz angehen wird. "Aber für die Folgeturniere", sagte Neuendorf. Es ist die nicht mehr neue Frage danach, warum der mitgliederstärkste Fußball-Verband der Welt nicht in dem Maße Toptalente auf allen Positionen hervorbringt, wie das beispielsweise WM-Finalist Frankreich, Spanien und aktuell auch England tun.
Jan Reichert vom Zweitligisten 1. FC Nürnberg stößt nach dem EM-Aus für Alexander Nübel als vierter Torhüter zur deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Der 22-Jährige, der dieses Jahr vor allem in der Regionalliga zum Einsatz kam und nur ein Zweitligaspiel für die Franken bestritt, ist "völlig perplex".