Das Biontech-Buch „Projekt Lightspeed“ – Ein Sieg der Vielen
Frankfurter Rundschau
„Projekt Lightspeed“ erzählt, warum Biontech bei der Entwicklung des Anti-Corona-Impfstoffs so schnell war.
Wer gerne sagt: „So genau will ich es nicht wissen“, der wird nichts haben von diesem Buch. Dabei ist es sicher das wichtigste dieser Saison. Außerdem ist es spannend, berührend, und es macht einen schlau – allerdings nur, wenn man sich hinsetzt und die eine oder andere Seite noch einmal liest, ja sich sogar Notizen macht wie man es tat, als man noch für Prüfungen büffelte.
Das muss man tun, sonst kommt man nicht bis zu diesem Satz auf Seite 156 „Selbstamplifizierende mRNA, oder saRNA, und transamplifizierende mRNA, taRNA, gehörten zu den neuesten Pfeilen im Köcher von BioNTech“. Mit den Gepflogenheiten des schnellen Lesens kommt man diesem Buch nicht bei. Wer eine Ahnung davon bekommen möchte, wie die Entwicklung eines wirkungsvollen Impfstoffs gegen das Corona-Virus in weniger als einem Jahr zustande kam, der wird versuchen, sich einzuprägen – wenigstens für die Dauer der Lektüre der 350 Seiten dieses Buches –, was alles zusammenkommen musste, um einen solchen Erfolg zu erringen.
Wer das tut, der wird immer wieder auch emotional gepackt von Szenen wie aus einem Hollywood-Film. „Was brauchen Sie für die nächsten fünf Jahre“, werden Özlem Türeci und Ugur Sahin gefragt. Sie überlegen kurz und sagen „150 Millionen Euro“. Ihr Gesprächspartner entschuldigt sich, verlässt den Konferenzraum. Nach zwei, drei Minuten ist er wieder da und sagt: „Okay, die kriegen Sie.“ Das ist ganz großes Kino und die Location dafür hat ein Super-Scout ausgesucht: die Rothschild-Villa in Königstein im Taunus. Ein historistischer Bau vom Ende des 19. Jahrhunderts, in dem vor mehr als 70 Jahren über erste Entwürfe des Grundgesetzes der zu schaffenden Bundesrepublik Deutschland debattiert wurde.