Corona-Behandlung: Krebsmedikament könnte Menschen vor dem Tod retten
Frankfurter Rundschau
Eine Studie zu Covid-19 aus Marburg und Kassel zeigt: Das Krebsmedikament Ruxolitinib kann schwerstkranken Corona-Patient:innen helfen.
Marburg/Kassel – Die erste Covid-Patientin, die Andreas Neubauer mit Ruxolitinib behandelt hat, war gerade mit dem Flugzeug aus China zurückgekommen und in einem äußerst kritischen Zustand. „Sie war extrem krank und schon kurz nach der Landung in Frankfurt intubationspflichtig geworden“, berichtet der Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Immunologie am Universitätsklinikum Marburg. Fast eineinhalb Jahre ist das mittlerweile her. Die Frau hatte sich im März 2020 in China mit dem damals noch neuartigen Coronavirus infiziert und musste nach ihrer Ankunft im Universitätsklinikum Marburg sofort künstlich beatmet werden. „Ihre Lunge war weiß“, sagt Neubauer, also hochgradig entzündet. Mittlerweile weiß man, dass lebensbedrohliche Verläufe bei Covid-19 nicht mehr durch das Virus selbst verursacht werden, sondern von einer entgleisten Immunreaktion herrühren, in deren Folge körpereigenes Gewebe angegriffen wird und es zu Lungenversagen kommen kann. Damals gab es dazu zwar bereits erste Daten aus China, Allgemeingut in der Medizin war diese Erkenntnis jedoch noch nicht. Die „wahnsinnige Entzündung“, die Neubauer bei der Patientin sah, brachte ihn auf die Idee, das Problem „mit einem Leukämie-Medikament anzugehen“. „Ich kenne Ruxolitinib schon lange aus der Krebsmedizin und habe sehr viel Erfahrung damit – aber natürlich überhaupt keine bei Covid-19.“ Neubauer geht davon aus, dass ihn deshalb einige „für verrückt“ erklärten. Ruxolitinib ist ein Medikament aus der Gruppe der sogenannten Januskinase-Hemmer und zugelassen zur Behandlung von Myelofibrose, einer bösartigen Erkrankung des blutbildenden Knochenmarks.More Related News