
Borrell: Ukraine braucht Munition "jetzt" - und sie braucht "viel"
n-tv
Der Ukraine geht die Artilleriemunition aus - und Politiker von CDU, SPD, Grünen und FDP schlagen Alarm. Der EU-Außenbeauftragte Borrell hält Käufe außerhalb von Europa auch für "eine Möglichkeit". Er habe "nichts dagegen, die Geschosse wo auch immer zu kaufen".
Die Versorgung der Ukraine mit Artilleriemunition des Kalibers 155 mm könnte einer neuen Studie zufolge wegen der Haushaltsblockade im amerikanischen Kongress unter ein kritisches Minimum fallen. Fachleute und Politiker aus Deutschland und der EU haben deshalb in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" vorgeschlagen, Munition amerikanischer Hersteller notfalls mit europäischem Geld zu bezahlen. Sie fordern außerdem, Lieferungen an Drittländer zu stoppen, um alle Geschosse der Ukraine geben zu können. Zu ihnen gehören der Beauftragte der EU für Außenpolitik, Josep Borrell, sowie die Bundestagsabgeordneten Roderich Kiesewetter, Michael Roth, Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Robin Wagener.
Der akute Engpass bei der Munitionsversorgung der Ukraine geht aus Berechnungen des Militärexperten Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations (ECFR) und des Publizisten Marcus Welsch hervor. Sie schätzen, dass die Ukraine für eine "minimale Verteidigung" mindestens 5000 Standardgeschosse pro Tag brauche. Rechne man aber die für dieses Jahr angekündigten Lieferungen aus Amerika und Europa zusammen, komme man jetzt schon auf nur 3600 Schuss pro Tag.
Falls Amerika ausfalle, könne der Nachschub 2024 auf "unter 3000 Schuss pro Tag rutschen", also auf nur 60 Prozent des Minimalbedarfs. Damit bleibe die Versorgung mit Artilleriemunition "derzeit das zentrale Problem der ukrainischen Armee." Die EU müsse deshalb erstens Lieferungen an Dritte begrenzen und zweitens notfalls aus eigenen Mitteln "in den USA Munition kaufen, um die Lücke zu füllen".
